Kneipenkampagne: Eine Frage gegen Gewalt

„Ist Luisa da?“ Mit dieser Frage sollen Frauen in Zukunft signalisieren, dass sie sich bedroht fühlen. Servicepersonal soll sensibilisiert werden

Dieses Plakat soll bedrängten Frauen helfen, sich Hilfe zu suchen. Foto: Notruf Bremen

Mit einer neuen Kampagne will der Notruf Bremen Frauen vor sexualisierter Gewalt in Kneipen und Clubs schützen. „Ist Luisa da?“ steht auf einem magentafarbenen Plakat – diese Frage soll in Zukunft Servicepersonal signalisieren, dass sich eine Frau bedroht oder belästigt fühlt. Umgekehrt sollen Frauen wissen, dass Angestellte für das Thema sensibilisiert sind und der Betroffenen Hilfe anbieten, wenn in ihrem Laden das Plakat auf der Toilette hängt. Das kann bedeuten, dass sie ihr ein Taxi rufen oder dafür sorgen, dass sie nicht mit demjenigen, vor dem sie Angst hat, alleine bleibt.

500 Plakate und doppelt so viele Flyer für Servicekräfte hat der Notruf bereits drucken lassen. Der Gaststättenverband Dehoga unterstützt das spendenfinanzierte Projekt und hat seine Mitglieder bereits angeschrieben mit der Bitte um Teilnahme. „Das ist eine tolle Aktion“, sagt die Dehoga-Sprecherin Regine Martens, „es gibt Gewalt gegen Frauen, selbstverständlich auch beim Ausgehen.“ Statt das Thema zu leugnen – nach dem Motto „bei uns gibt es das nicht“ –, sei es besser, aktiv zu werden.

In jedem Fall dabei sein will Catalina Lotte-Fooken, die seit 2004 die Kantine 5 im alten Postamt am Bahnhof betreibt, wo regelmäßig Partys stattfinden. „Weggucken hilft niemandem“, sagt Lotte-Fooken, die mit ihrem Team bereits an einer Schulung des Notrufs zu K.O.-Tropfen teilgenommen hat.

Seitdem bewerte sie manche Situationen anders. „Wenn eine Frau sehr betrunken wirkt, dann kann das auch daran liegen, dass ihr etwas ins Getränk gekippt wurde.“ Bereits jetzt sei ihr Personal angewiesen, im Zweifelsfall genauer nachzufragen, wenn jemand eine Frau, die sichtbar neben sich steht, nach Hause bringen will. „Wir hatten einmal eine Situation, wo wir uns nicht sicher waren, was los war und um den Ausweis der Begleitperson gebeten haben.“ Der Mann habe keine Probleme damit gehabt, erinnert sich Lotte-Fooken. „Ich glaube, die meisten Gäste finden so etwas gut, weil sie wissen, dass wir uns kümmern.“

Nicht nur um Frauen. Auch Männer, so die Erfahrung der Gastronomin, würden Opfer von Gewalt, weil sie sich unter den Tisch haben trinken lassen oder weil ihnen K.O.-Tropfen verabreicht worden seien. Dabei handelt es sich laut Polizei Bremen um Drogen, die das Opfer gefügig und willenlos machen sollen. Die Polizei warnt deshalb davor, Getränke unbewacht stehen zu lassen. Eine Warnung, die nach der Beobachtung der Partybetreiberin Lotte-Fooken vor allem von Jüngeren berücksichtigt wird. „Die nehmen ihre Drinks immer mit auf die Tanzfläche.“

Bei der neuen Kampagne des Notrufs soll es aber nicht nur um K.O.-Tropfen, sondern um ein sicheres Feiern generell gehen. „Wir wollen für das Thema sensibilisieren“, sagt die Notruf-Beraterin Helena Erdmann. Die Frage „Ist Luisa da“, funktioniere wie ein Code, bei dem nicht mehr viel erklärt werden muss. „Das kann eine Frau in solchen Situationen oft gar nicht, da fehlen oft die Worte“, sagt ihre Kollegin Sonja Schenk. Es sei auch möglich, dass eine Frau auf der Toilette das Plakat entdecke und ihr erst beim Lesen einer Frage wie „Fühlst du dich gerade nicht sicher?“ oder „Überschreitet dein Date seine Grenzen?“ klar werde: Ja, so geht es mir.

Für die Betriebe bietet das Notruf-Team zusätzlich Schulungen an, um konkrete Situationen durchzuspielen. „Wichtig ist auch, dass sich die Service-Kräfte nicht in Gefahr bringen“, sagt die Beraterin Erdmann.

Regine Martens, Dehoga Bremen

„Es gibt Gewalt gegen Frauen, auch beim Ausgehen“

Übernommen haben die Bremerinnen die Idee vom Frauennotruf Münster, der jetzt mit einem Rechtsstreit droht, weil die Bremerinnen nicht ihr Design verwenden. „Wir haben unser eigenes Plakat entwickelt, weil wir finden, dass es mehr ins Auge springt und die Botschaft besser auf den Punkt bringt“, sagt Sonja Schenk.

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