Kölns Sportdirektor Finke entlassen: "Wieder auf den Fußball konzentrieren"

Volker Finke ist nicht länger Sportdirektor in Köln. Er scheiterte an zwischenmenschlichen Differenzen mit Trainer Stale Solbakken. Finke hatte die Rolle des Bad Guy.

Zwei sind einer zu viel: Volker Finke. Bild: imago/Eduard Bopp

KÖLN taz | Es herrschte eine Atmosphäre der Zuversicht am Geißbockheim am Sonntagmorgen. Stale Solbakken und seine Spieler federten leichtfüßig über den Trainingsplatz, und die Spaziergänger am Übungsrasen scherzten vergnügt. Alle waren beflügelt vom unglaublich intensiven 1:0-Sieg gegen Hertha BSC Berlin.

Und sicher empfand der eine oder andere eine stille Freude darüber, dass Werner Wolf, der Chef des Verwaltungsrates, oben im Vereinslokal vor die Journalisten trat, um die am Samstagabend beschlossene Trennung von Sportgeschäftsführer Volker Finke zu erklären.

Es war eine kurze Veranstaltung, Nachfragen waren nicht erlaubt, und man musste schon genau hinhören, um die Wahrheit von den PR-Phrasen zu unterscheiden. „Einvernehmlich“, teilte Wolf mit, aber natürlich ist Finke nicht freiwillig gegangen. Der Extrainer des SC Freiburg ist nach 13 Monaten entlassen worden. Momente der Einvernehmlichkeit hatte es nur noch sehr selten gegeben in der sportlichen Leitung des Vereins.

Trotzdem saß auch Finke am Sonntag auf dem Podium. „Respektieren Sie bitte, dass ich – wie die drei Affen – nichts sehe, nichts höre und nichts sagen werde“, sprach der 64-Jährige in Rätseln. In Japan werden die drei Affen immer dann erwähnt, wenn jemand weise über Schlechtes hinwegsieht. Und es gab reichlich Schlechtes in Köln während der vergangenen Wochen und Monate. Dinge, die Finke widerfahren sind, aber auch Dinge, an denen er nicht unbeteiligt war.

Einer musste gehen

Denn der Grund für die Trennung sind weniger die „unterschiedlichen Meinungen über die fußballerische Ausrichtung“ des 1. FC Köln, die im offiziellen Bulletin angegeben wurden. Viel mehr war die ausgewachsene Männerfeindschaft zwischen Finke und Trainer Stale Solbakken nicht mehr zu ertragen.

Einer musste gehen, entweder der Trainer, der trotz mäßiger sportlicher Erfolge allseits beliebt ist, oder Finke, der mehr und mehr die Rolle des „Bad Guy“ einnahm. Beim 1. FC Köln, der wie kaum ein anderer Bundesligist von den Zeitungen der Stadt getrieben wird, war völlig klar, auf wen die Wahl fallen würde.

Zumal das Projekt Klassenerhalt trotz des Sieges gegen Hertha BSC längst nicht abgeschlossen ist. Ein Trainerwechsel wäre ziemlich fahrlässig in dieser Situation, „wir glauben, dass wir uns durch diese Entscheidung wieder auf den Fußball konzentrieren können“, sagte Wolf.

Wenn nicht gerade wieder ein Spieler betrunken Auto fährt, Lukas Podolski seine Wechselpläne ändert, FC-Anhänger gegnerische Fans von der Autobahn drängen, Fußballer in Schlägereien oder Verkehrsunfälle verwickelt werden, wenn dann irgendwann ein neuer Präsident und ein neuer Sportdirektor gefunden sind, dann gerät das Spiel vielleicht wirklich in den Mittelpunkt. Irgendwann in einer nicht absehbaren Zukunft.

Kommt Andreas Rettig?

Zunächst steht der Klub vor einem Trümmerhaufen. Es gibt keinen Präsidenten, keinen Sportdirektor, und lauter Verantwortliche, die praktisch keine sportliche Kompetenz mitbringen. „Das ist keine Wunschlösung, in der wir uns befinden“, sagte Geschäftsführer Claus Horstmann, „wir hatten gehofft, mit Stale Stolbakken und Volker Finke eine Lösung für die Zukunft gefunden zu haben.“

Doch Finke hat zu viele Fehler gemacht. Vor allem hat er seine kritische Meinung über Solbakkens Fußball in die Mannschaft getragen und damit eine Opposition gegen den Trainer geschaffen – ein Tabubruch für einen Sportdirektor. Außerdem war Finke in Momenten, in denen er besser geschwiegen hätte, zu redselig, und er hatte nicht nur Konflikte mit dem Trainer und Podolski, sondern auch mit anderen Mitarbeitern des Klubs. Seine starke Facharbeit und die gelungenen Transfers (zu denen ironischerweise auch Solbakken gehört) konnten das Problem der zwischenmenschlichen Spannungen nicht mehr aufwiegen.

Das große Projekt, den FC in einen ruhigen Verein zu verwandeln, der nicht mehr dominiert wird von einem Superstar wie Podolski, einem Überpräsidenten wie Wolfgang Overath oder einem gottgleichen Trainer wie Christoph Daum, wird nun jemand anders fortsetzen müssen. Dietmar Beiersdorfer ist ein Kandidat. Oder Andreas Rettig, der in Augsburg aufhört. Er war bereits von 2002 bis 2005 in Köln Manager und vorher in Freiburg – mit dem Trainer Finke.

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