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Gehört zur Vorbereitung auf den Kollaps, auch zu lernen, Schusswunden zu verarzten? Foto: Piotr Pietrus

Kollapsbewegung in der KlimakriseNach dem Untergang geht’s weiter

Ein Teil der Klimabewegung bereitet sich darauf vor, dass der Planet nicht zu retten ist. Was heißt das für den Aktivismus? Zu Besuch beim Kollapscamp.

E inatmen und ausatmen. Ein und aus. In einem Festzelt haben es sich ein Dutzend Menschen bequem gemacht. Einige liegen mit geschlossenen Augen auf dem Boden, andere verschränken die Beine im Schneidersitz und heben ihre Arme im Rhythmus des Atmens. Als es ruhig wird, beginnt Workshop-Leiterin Claritta Martin über die Klimakrise zu sprechen. „Wir müssen die Erde weinen hören“, zitiert sie den buddhistischen Lehrer Thich Nhat Hanh. Dann bittet sie die Menschen im Zelt, an Bilder der Zerstörung zu denken – und zu versuchen, durch sie hindurch zu atmen.

Was man auf den ersten Blick für ein Treffen von Eso­te­ri­ke­r:in­nen halten könnte, ist ein Workshop mit dem Titel „Trauer und Dankbarkeit“ beim ersten Kollapscamp Deutschlands. Hier treffen sich 800 linke Aktivist:innen, die überzeugt sind, dass die Politik die Klimakrise nicht mehr aufhalten wird – und die sich deshalb vorbereiten wollen auf das, was bevorsteht. Mit Workshops zu praktischer Katastrophenhilfe, aber eben auch mit Trauerarbeit. Denn dass die Menschheit trotz besseren Wissens in die Klimakatastrophe rast, löst bei den Aktivist:innen, die jahrelang dagegen kämpften, Verzweiflung aus. Rund ein Drittel des Programms dreht sich deshalb um emotionale Themen, wie der Workshop von Claritta Martin.

Seit 25 Jahren ist die kleine Frau mit den krausen, grauen Haaren Psychotherapeutin, und noch länger ist sie der Umwelt- und Klimabewegung verbunden. „Es gibt so viele Verluste, die in Zeiten des Kollapses betrauert werden müssen“, sagt Martin. Die Menschen, die zu ihr kommen, litten unter Angst, Wut und Gefühlstaubheit. Um weiterzumachen, brauche man einen Zugang zu Schmerz und Trauer, sagt sie. Eine Atemübung, wie die im Workshop, könne dafür ein Anfang sein.

Was kommt nach der Klimabewegung?

Dass die Klimakrise zu einem zivilisatorischen Kollaps führen könnte – das ist ein Gedanke, der unter Ak­ti­vis­t:in­nen derzeit heftig diskutiert wird. Mehrere Bücher sind dazu in den letzten Jahren erschienen. Der Klimaaktivist Tadzio Müller, der eins davon geschrieben hat, spricht auf dem Kollapscamp gar von der „Niederlage der Klimabewegung“.

Die Worte sind ein harter Realitätscrash im Vergleich zum Hoch der Bewegung, als Fridays for Future 2019 Hunderttausende auf die Straße brachte und die Ak­ti­vis­t:in­nen von Ende Gelände in den Kohlegruben „We are unstoppable, another world is possible“ skandierten. Damals war die Klima­bewegung in Politik und Gesellschaft omnipräsent, ausgestattet mit enormer moralischer Autorität. „Klima“ war das Wort der Zeit, selbst die CDU versuchte sich damit zu schmücken.

Was meint Kollaps? Dass der Alltag, wie wir ihn jetzt haben, nicht mehr möglich sein wird, sagt Cindy Peter

Heute ist CDU-Politikerin Katherina Reiche Wirtschaftsministerin, die ehemalige Managerin einer Eon-Tochter. In den USA ist Präsident Trump zum zweiten Mal aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen, und die Welt steuert auf eine Erhitzung von 3 Grad zu. Doch viele sehen den Beginn des fossilen Rollbacks schon früher, noch im ernüchternden Klimaschutzgesetz 2019, auf dem Höhepunkt der Bewegung. Was dann folgte: Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck baute die Infrastruktur für fossiles Flüssiggas aus, das Braunkohledorf Lützerath wurde trotz Widerstand abgebaggert, selbst das Heizungsgesetz der Ampel scheiterte. Als die Ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation sich schließlich auf die Straßen klebten, schlug ihnen vielerorts Hass und Gewalt entgegen.

„Viele in der Bewegung kratzen am Burn-out oder haben Repressionserfahrungen gemacht, die sie traumatisiert haben“, sagt Cindy Peter, eine der Organisator:innen. Peter war viele Jahre bei Ende Gelände, in der Bewegung nennen sie alle „Scully“. Einfach weiterzumachen sei für viele keine Option, sagt sie. Das sei aber keine Abkehr von der Klimabewegung. Öffentliche Aktionen brauche es weiterhin. „Aber wir müssen uns parallel überlegen, wie wir uns auf den Kollaps vorbereiten, wie wir uns Fähigkeiten aneignen, um uns und andere zu unterstützen.“ Wie man sich den Kollaps denn vorzustellen habe? „Nicht so, wie wenn ein Haus oder eine Brücke einstürzt“, sagt Peter. Unter den Leuten, die hier sind, bedeute der Begriff, „dass der Alltag, wie wir ihn jetzt haben, an verschiedenen Stellen nicht mehr möglich sein wird“. In Deutschland könnte das durch Extremwetterereignisse wie Waldbrände und Überflutungen passieren, die mit einem Ausfall der Stromversorgung oder der globalen Lieferketten für Medikamente einhergehen.

Es könnte aber auch bedeuten, sagt Peter, dass als Folge der gesellschaftlichen Destabilisierung, die die Klima­krise bringt, faschistische Kräfte triumphieren. Die AfD könnte an die Macht kommen, der Straßenterror der Rechtsextremen zunehmen. „Es gibt ganz viel, was passieren kann, deshalb müssen wir uns vorbereiten“, sagt Peter. Dabei könne man von Menschen im Globalen Süden lernen, für die viele dieser Situationen bereits heute Realität seien.

Claritta Martin ist Psychotherapeutin und macht Trauerarbeit mit den Ak­ti­vis­t:in­nen Foto: Piotr Pietrus

Und so findet sich im Programm des Kollapscamps kein Vortrag über die Klimaschädlichkeit von Projekt X oder die Möglichkeit, mit Strategie Y noch das Schlimmste einzudämmen. Stattdessen geht es fast ausschließlich um Praktisches, zum Beispiel: Wie in einer Notlage, in der Handymasten beschädigt sind, Funkgeräte helfen können. Oder welche Medikamente kundige Gruppen im Zweifel sogar selbst herstellen können.

Im Unterschied zu klassischen Preppern geht es den Menschen hier aber nicht nur darum, im Falle einer Katastrophe selbst zu überleben. Sondern um die Frage, um wen sich der Staat nicht kümmert. Sie wollen etwa Kälteräume für Obdachlose im eigenen Kiez organisieren, weil sie am stärksten von der Hitze in den Straßen betroffen sein werden. Oder dafür zu sorgen, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung bei Evakuierungen mitgedacht werden. Anders als im Ahrtal 2021, als zwölf Menschen mit Behinderung im Erdgeschoss ihrer Unterkunft ertranken und Ex­per­t:in­nen im Anschluss sagten, ihr Tod wäre vermeidbar gewesen.

Im Ahrtal hat sich nach der Jahrhundertflut eine Initiative gegründet, die sich Solidarische Klimahilfe nennt. Bei Extremwettern will sie aktiv beim Katastrophenschutz unterstützen. Auch sie sitzen beim Kollapscamp auf einem Panel.

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Das Areal, auf dem alles stattfindet, ist ein alternatives Wohnprojekt unweit von Wittstock/Dosse im Norden Brandenburgs. Seit 2011 wird hier versucht, frühere Bundeswehr-Baracken ökologisch umzunutzen. An die Wände sind fabelhafte Tiere gemalt, Baumhäuser ragen in den Kronen. Irgendwo singt ein Chor, im Wald werden Rufzeichen geprobt, und plötzlich rennen zwei Gruppen aufeinander zu, die üben, wie man Demos gegen An­grei­fe­r:in­nen verteidigt. Es gibt einen Gemeinschaftsgarten, einen Waffelstand und einen Strand am See in der Nähe. In vielerlei Hinsicht sieht es hier aus wie auf einem linken Festival.

Das Camp war Wochen im Voraus komplett ausgebucht. Auffallend ist das hohe Durchschnittsalter für ein Klimacamp, es dürfte über 40 liegen. Die meisten sind Akademiker:innen: Ingenieurinnen, Physiker, Ärztinnen. Hört man sich um, sind viele hier seit Jahren in der Klimabewegung aktiv. Manche sind Tüftler:innen, die sich zum Beispiel mit autonomer Energieversorgung auskennen. Viele hier beschäftigen sich seit Jahren mit Kollaps.

Die linke Kollapsbewegung ist in den USA noch deutlich größer als in Deutschland. Aber auch hier existiert sie nicht erst seit ein paar Monaten. Norbert Prinz, ein Mitgründer eines regelmäßigen Onlinetreffs namens „Klima-Kollaps-Café“, macht gerade Mittagspause und löffelt Wirsing mit Tofu und Reis. Schon 2019 habe er begonnen, sich online mit Gleichgesinnten zu vernetzen, erzählt er. „Das war total krass, weil du so das erste Mal gemerkt hast, hey, du bist gar nicht verrückt!“ Die kleine Gruppe sei inzwischen gewachsen und habe auch den Begriff „solidarisches Preppen“ eingeführt – als Gegenmodell zur rechten Vorstellung von Waffenhorten und Endzeitkampf. Die Prep­pe­r:in­nen hier setzen auf die gemeinschaftliche und solidarische Vorbereitung auf den Kollaps.

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Nicht alle finden die Bildsprache von Prepping und dem bevorstehenden Kollaps gut, weder auf dem Camp noch außerhalb. „Ich halte wenig davon, ein Bild der Unausweichlichkeit zu zeichnen“, sagt etwa Lorenz Gösta Beutin, der für die Linke im Bundestag sitzt. Der Klimapolitiker ist eng mit der Bewegung verbunden. Kritik wie diese kommt auch von anderen Po­li­ti­ke­r:in­nen und Klimaforscher:innen: Die Kollapsbewegung vermittle das Bild, ab jetzt mache es keinen Unterschied mehr, was wir tun, die Katastrophe stehe bevor. Dabei gebe es eben noch Möglichkeiten, zu handeln.

Beutin verfolgt eine andere Strategie, die in der breiten Klimabewegung derzeit diskutiert wird: den sogenannten Klimapopulismus. Dahinter steht die Idee, dass wirksame Klimapolitik möglich ist, wenn sie nur konsequent mit Klassenkampf und Umverteilung verknüpft wird. „Die einkommensschwachen Teile der europäischen Bevölkerung erfüllen die Klimaziele ja längst“, sagt Beutin. Doch in den letzten Jahren sei Klimaschutz immer ein Teil der Umverteilung von unten nach oben gewesen und deshalb als Elitenprojekt wahrgenommen worden. Wenn sich das ändert, dann glaubt er: „Sozia­le Klimapolitik als Teil eines gesamtgesellschaftlichen linken Projekts kann auch skeptische Menschen überzeugen.“

Für Leute wie die Aktivistin Cindy Peter, die bis vor Kurzem für die Linkenpolitikerin Carola Rackete im Europaparlament arbeitete, sind Ansätze wie der Klimapopulismus von Lorenz Beutin zu kurz gedacht. Zu glauben, es sei genug, einfach blind den Klassenkampf zu beschwören, sei eine Illusion. „Kei­ne:r kann mehrere Autos haben und zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen, ohne dass das mit planetaren Grenzen in Konflikt gerät“, sagt Peter. Deswegen glauben viele in der Bewegung, dass es keine Chance gibt, die Einschränkungen durchzusetzen, die für eine lebenswerte Zukunft nötig wären.

Cindy Peter, Mitorganisatorin, gibt die Kollapsbewegung Kraft Foto: Piotr Pietrus

Dies ist dann auch der strategische Schwenk, der mit der Kollapsbewegung einhergeht: Man will nicht länger an die bürgerliche Politik appellieren, so wie es letztlich noch die Protest­­aktionen der Klimabewegung taten. Cindy Peter geht sogar noch weiter. „Insgesamt hat die Klimabewegung viel zu lange auf Mehrheiten geschielt und versucht, alle mitzunehmen“, sagt sie. Sie wünsche sich, dass sich die Kollapsbewegung nicht auf die Mehrheitsgesellschaft ausrichtet – sondern die konkret unterstützt, die von der Klimakrise am härtesten betroffen sein werden.

Kollaps, das klingt erst mal nach Ende. Wenn man aber ein paar Tage unter den Ak­ti­vis­t:in­nen verbringt, merkt man: Für viele beginnt hier etwas Neues. Denn die Appelle an Politik und Öffentlichkeit fühlten sich wirkungslos an. Wenn man lernt, einen eigenen Kleingarten anzulegen, um im Notfall Gemüse zu verschenken, kommt das Gefühl von Selbstwirksamkeit zurück.

Oder wenn man lernt, eine Schusswunde zu versorgen. Pär Plüschke, ein großgewachsener Mann mit ruhigen Bewegungen, kniet vor einer Arm­attrappe mit einem Einschussloch. Er ist einer von drei Schweden, die einen Kurs dazu anbieten, worauf bei der Erstversorgung von Schuss- und Schnittwunden zu achten ist. Kollapsbereit zu sein, heißt für sie auch: sich darauf vorzubereiten, öfter in Gewaltsituationen zu landen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Einer der Mitorganisatoren pumpt Kunstblut in die Armatrappe, es spritzt aus dem Einschussloch. Pär Plüschke steckt seine Finger in das Loch und tastet die Wunde ab. „Ihr müsst fühlen, wo der Puls ist!“, sagt er und blickt in die Runde. Einige Zuschauende schauen entsetzt, andere interessiert. „Das Blut kommt vom Herzen her, also nicht an der falschen Seite suchen“, fährt er fort. Dann findet sein Finger die Arterie und klemmt sie ab, und tatsächlich: das Blut hört auf zu fließen.

Nun sind die Teil­neh­me­r:in­nen an der Reihe. Nacheinander knien sie vor der Armattrappe und versuchen, die pulsierende Stelle der Arterie zu finden. „Im Falle einer katastrophalen Blutung haben wir oft nur zwei Minuten, um den Tod zu verhindern“, sagt Plüschke. Das reiche nicht, um auf den Krankenwagen zu warten.

Ist es nicht etwas zu viel des Guten, sich auf die Versorgung von Schusswunden vorzubereiten? Plüschke findet: Nein. „Ich saß vor ein paar Jahren in Stockholm in einer Pizzeria, als draußen Schüsse gefallen sind“, erzählt er zu Beginn des Workshops. Er habe noch versucht, erste Hilfe zu leisten – doch vergeblich. Am nächsten Tag, bei einer Gedenkkundgebung für das Opfer von Bandengewalt, sei dann die Idee aufgekommen, für die Leute im Viertel einen Erste-Hilfe-Kurs zu organisieren.

Wir sind keine Klimabewegung, sagt der Aktivist Tadzio Müller. Das löst Buhrufe und Gejohle aus

Inzwischen ist aus der Idee eine kleine Graswurzelorganisation entstanden. „Unser Ziel ist es, dass sich immer mehr lokale Gruppen gründen, um sich als Ersthelfer ausbilden zu lassen“, sagt Plüschke. Das gebe Betroffenen ein Gefühl von Handlungsmacht zurück. Wie viele auf dem Kollapscamp sieht er den globalen Rechtsruck, zunehmende Gewalt und die Klimakrise als miteinander verwoben an. „Wenn wir uns in unseren Nachbarschaften auf solche Situationen vorbereiten, werden wir resi­lienter“, sagt Pär Plüschke. Dabei kippt er das Kunstblut von der Plastikplane in den nächsten Busch.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Deutschland eine Bewegung danach sucht, wie es nach einem Versuch, gesellschaftlichen Wandel zu erreichen, weitergeht. Zum Beispiel machten sich einige der Achtundsechziger auf den Weg durch die Institutionen, andere radikalisierten sich, wieder andere zogen sich in Landkommunen zurück.

Wieviel Anarchie bringt die Klimakatastrophe? Foto: Piotr Pietrus

Unter denen, die sich jetzt der Kollapsbewegung anschließen, gibt es noch viele ungeklärte Fragen. Bei einer Diskussionsrunde wird es laut, als eine junge Frau fragt, ob es für eine Klima­bewegung nicht krass sei, dass bisher gar nicht über CO2-Reduktion gesprochen wurde. „Wir sind keine Klima­bewegung“, antwortet da der Aktivist Tadzio Müller. Das löst Buhrufe und wütendes Gejohle aus.

Eine junge Frau fragt, wie die Kinder im Kollaps versorgt werden sollen. „Wenn man mich fragt, können schwangere Menschen froh sein, keine Moraldebatte an den Kopf geknallt zu bekommen“, lautet die Antwort des Umweltökonomen auf dem Podium. Schon wieder Buhrufe. Aber kann man Kinder in eine Welt setzen, der der Kollaps bevorsteht?

Wer hier die Wogen glättet, ist ein Politikwissenschaftler, selbst Vater. „Wenn es uns gelingt, solidarische Strukturen aufzubauen, können unsere Kinder noch im Kollaps besser leben als im Wohlstandskapitalismus“, sagt er. Vielleicht muss man ihn ja tatsächlich als Chance begreifen, den Weltuntergang.

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43 Kommentare

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  • schön dass die taz über ein 'Kollapscamp' berichtet. Als unsere Tochter zur Klassenfahrt nach Schweden wollte, wurde die Tour abends zuvor abgesagt, weil in der Nähe der Unterkunft geschossen wurde. Und jetzt habt ihr ein Bild mit drei Menschen, die damals unmittelbar mit dieser Situation umgehen mussten - das triggert mich. Wir hatten das Ahrtal und verstöhrende Corona-Szenen, überm Teich zerlegt sich eben unsere westliche Welt und keine einzige Rohstoff-, Energie- oder Haushaltsbilanz ist noch irgendwie plausibel - schon gar nicht in den Grenzen der natürlichen Welt. Wenn ich hier einige Kommentare lese, ist es wie der Film "Don't look up". Der wesentliche Unterschied: im Film ist wirklich nichts zu machen, kein Grund mehr nach oben zu blicken.



    Ganz anders in unserer Situation. Bei uns kollabieren nicht alle Systeme an einem Tag, die Institutionen kommen aber ins stottern, angemessene Hilfe ist aufwändig und sie braucht befähigte Menschen. Gut dass taz-Leser alle noch in Erste Hilfe fitt sind, ein Gemüsebeet bestellen können und handwerklich für alles zu haben sind. Damit kann man sich ja durchaus behelfen. Ich frische jetzt mal 1.Hilfe auf und Wo/Wann ist wieder so ein Camp?

  • Wenn ich so die Kommentare lese, dann fällt mir der Vorwurf der Weltuntergangssekte auf. Ich war auf dem Kollapscamp und habe eine solche Haltung nicht vorgefunden. Im Gegenteil. Die Diskussionen waren von einem hohen Grad an Realismus geprägt. Das hat damit zu tun, daß die meisten Anwesenden akzeptiert haben, daß die dystopischen Entwicklungen auf sehr viel Gebieten (nicht nur Klima ) nicht aufzuhalten sind. Man mußte dann nicht mehr diskutieren ob ja und wie schlimm es kommen wird. Von dem Moment nach der Akzeptanz kann man ganz anders und viel fruchtbarer in den Austausch kommen. Das ist wie bei Alkoholikern. Erst wenn du akzeptierst, daß du einer bist, hast du die Möglichkeit dagegen etwas zu unternehmen. Die Kollapsbewegung ist eine Anti-dxstopische Bewegung.

  • Workshop-Leiterin Claritta Martin: *„Wir müssen die Erde weinen hören“*

    Die Erde weint nicht und 'ihr' ist es auch vollkommen egal, ob wir sie mit Chemie vergiften, die CO2-Emissionen noch mehr in die Höhe treiben oder ob wir Menschen uns (und alles 'Lebende' auf diesem Planeten) mit Atombomben vernichten.

    taz: *Ein Teil der Klimabewegung bereitet sich darauf vor, dass der Planet nicht zu retten ist.*

    Die Sonne hat noch "Brennstoff" für 5 bis 8 Milliarden Jahre und solange existiert 'Planet Erde' auch noch. Folglich hat die Erde noch genügend Zeit sich von den Idiotien der Menschheit zu regenerieren und vielleicht irgendwann einmal Leben zu erschaffen, das wirklich den Namen Homo sapiens verdient.

    In einer Welt, wo Politiker wie Trump, Merz und viele andere neoliberale Kapitalisten das Sagen haben, wird sich erst etwas zum Guten ändern, wenn der Homo idioticus verschwunden ist.

    *** Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine zum anderen: "Siehst schlecht aus". Sagt der andere: "Ja, ich habe Homo sapiens". Sagt der Erste: "Hatte ich auch mal. Keine Angst, das geht vorbei". ***

  • Mir scheint, da haben einige zu viel Roland Emmerich geschaut.



    Einen Kollaps im wortwörtlichen Sinne kann man im Film 2012 betrachten. Dass der Film Realität werden könnte, halte ich aber für eher unwahrscheinlich.



    Grundsätzlich ist es eine gute Idee, sich mit dem Thema Klimaresilenz zu beschäftigen. Da der Klimawandel realistischerweise nicht aufgehalten werden kann, ist es klug, nach Wegen zu suchen, sich anzupassen. Ob das gelingt, man wird sehen.



    Aber diese Weltuntergangsstimmung und die Freude an der Apokalypse kann ich tatsächlich nicht so richtig ernst nehmen.

  • Den Wunsch, in einer Krise oder eines Kollapses weiter Handlungsfähig zu bleiben kann ich verstehen. Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, die enttäuschten Gefühle aus der vergangenen Klimabewegung zu kanalisieren und sie in etwas Produktives zu wandeln. Wer will ihnen das verdenken?



    Und sein wir doch mal ehrlich: Die waren Spinner sind doch die, die sich nach wie vor über deutsche oder weiße Abstammungslinien definieren, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat.

  • "Wenn es uns gelingt, solidarische Strukturen aufzubauen, ...", sagt ein Politikwissenschaftler (!!!).

    Jeder und jede, wo sich mal mit Politik beschäftigt hat, weiß eins:



    Krise und Kollaps führen unweigerlich genau zu Entsolidarisierung.



    Je mehr Krise und Kollaps, je mehr Entsolidarisierung.

    Die Rechnung ist einfach. Je mehr es der Klimabewegung gelingt, die schlimmsten Szenarien zu vermeiden - desto weniger Entsolidarisierung.

    Wenn dieser verlorene Haufen sich nicht von der Klimabewegung entsolidarisieren würde, sondern versuchen würde, die Klimakrise einzugrenzen, dass würde maximal auf ihr Ziel, solidarische Strukturen zu schaffen, einzahlen.

    Warum das nicht passiert? Einige müssten auf Clicks verzichten.

    • @Vorstadt-Strizzi:

      Ich seh keine Entsolidarisierung, nur zwei Perspektiven auf eben Krisen und Kollaps: die, die aktiv versuchen beides zu verhindern/reduzieren und die, die den aftermath, das 'danach' versuchen zu verbessern. Warum geht nicht beides?

    • @Vorstadt-Strizzi:

      Sicher. Wenn es mit 1,5 Grad nicht klappt, dann schwenkt man einfach darauf um, 3 Grad zu vermeiden. Und dann vermeidet man 5. Nur die Hoffnung nicht verlieren.

  • Mich machen solche apokalyptischen Bewegungen tatsächlich aggressiv.

    Als ich Kind war, hat die Friedensbewegung gerade ihren Höhepunkt erreicht. Das Thema Frieden war die Erwachsenen meinem Umfeld so wichtig, dass sie es uns unbedingt aufdrücken wollten. Schon im Kindergarten wollten die Erzieher mit uns über den Atomkrieg reden. Selbstverständlich war es auch wichtig, den Kindern vom Waldsterben zu erzählen Und zu berichten, dass uns jedes Atomkraftwerk potentiell vernichten kann. Kein Wunder, dass die Bücher von Gudrun Pausewang in dieser Zeit so populärer waren.

    Ihr könnt euch vorstellen, wie viel Angst ich als Kind hatte. Ich habe keine Ahnung, welches pädagogische Konzept dahinter steckt. Aber eines kann ich sagen: heute steh ich solcher Indoktrination sehr freundlich gegenüber.

    Deswegen finde ich es auch sehr bedenklich, wenn Erwachsene heute ihre Themen den Kindern aufdrücken wollen.



    Heute sind es halt keine Bücher über den Atomkrieg, sondern Geschichten über Diversität, Transidentitäten, Kolonialismus und Ähnliches. Es sind keine falschen Themen. Aber man sollte sie Kindern nicht aufdrücken, nur weil sie einem selbst wichtig sind.

    • @JC Kay:

      Nur dass der Atomkrieg nicht in die Reihe passt, weil er nie stattgefunden hat. Sinngemäß den Kindern heute zu erzählen, es gäbe bald immer tollere Sommer mit noch mehr Eis ist schlichte Realitätsverleugnung. Die Tendenz geht schon genug in Richtung harmonische Kinderbücher, die dann später die Kinder verstören wenn ihnen klar wird, was für ein bullshit diese Storys waren.

  • "Kollapsbewegung"



    ...



    "Nach dem Untergang geht’s weiter"



    ...



    Klingt für mich nach Sekte.



    Man könnte dem auch sachlich entgegenhalten, dass es selbst vom IPCC Klimamodelle bis +4,8 Grad gibt und selbst da wird noch kein Kollaps prophezeit.



    Das fängt schon bei der Definition an: Ein Kollaps ist ein plötzliches Totalversagen.



    Die Zunahme von Klimaextremen und das veröden von Naturräumen ist ein steter Prozess, plötzlich ist da gar nichts.



    Der Meeresspiegel wird steigen, aber bis zum Ende des Jahrhunderts um maximal 1 Meter, nicht über Nacht.



    Die Pole können abschmelzen, aber es wird Jahrtausende dauern.



    Etc...



    Das sind alles sehr große Zeitrahmen.



    Eine Katastrophe a la Hollywood, wo über Nacht die Erde untergeht, wird es nicht geben. Zumindest nicht wegen des Klimas. Sorry. Das Klima ist unglaublich träge.



    Richtig und wichtig ist, dass wir so schnell wie möglich so viel wie möglich dafür tun, Emissionen zu senken.



    Falsch ist, daraus einen Kult zu machen oder irgendwelchen Weltuntergangsphantasien zu frönen.

  • Ich möchte da jetzt gar nicht mit Wertungen, positiver oder negativer Sachkritik daherkommen. Denn diese Leute unternehmen wenigstens was, dafür gebührt ihnen schon Dank und Respekt inmitten einer en masse teilnahmslosen Gesellschaft. Die sich noch dazu immer mehr von faschistischen Rattenfängern verführen lässt. Statt auch dagegenzudenken und -HANDELN.



    Danke auch an Oiseau de passage (weiter unten): Das unterschreibe ich!

    • @Ardaga:

      Stimme beidem zu.



      Grundsätzlich geht selbst besser machen bzw. nicht aufgeben und nach Möglichkeiten suchen und ausprobieren vor mäkeln.

  • Zur Bildunterschrift: „Wieviel Anarchie bringt die Klimakatastrophe?“

    Ich möchte anregen, sensibler mit dem Begriff Anarchie umzugehen, da die Formulierung nahe legen könnte, Anarchie sei ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt von Krisen – was der klassischen, aber oft diffamierend gebrauchten Gleichsetzung von Anarchie mit Anomie oder Unordnung entspricht.

    In der politischen Theorie und Praxis bezeichnet Anarchie eine herrschaftsfreie, solidarische und selbstorganisierte Form des Zusammenlebens, die nicht „gebracht“, sondern durch bewusste, oft mühsame soziale und organisatorische Arbeit aufgebaut wird.

    Vielleicht lässt sich hier sprachlich etwas nachschärfen, um Missverständnisse zu vermeiden und dem Engagement vieler Anarchist*innen gerecht zu werden.

    Viele Grüße

    • @Oiseau de passage:

      Wo lässt sich denn ein solches anarchistisches Paradies in der Praxis studieren?

      • @Iris Weber:

        Die Gleichsetzung von Anarchie mit einem Paradies ist ebenfalls irreführend. Die durchaus konfliktreiche und unbequeme anarchistische Praxis wird in kollektiv organisierten Betrieben, Veranstaltungen, gewerkschaftlichen Ortsgruppen, Wohnprojekten und anderen selbstverwalteten Strukturen gelebt.

        • @Oiseau de passage:

          Danke für die ehrliche Antwort.

          • @Iris Weber:

            Danke für die kritische Frage.

        • @Oiseau de passage:

          Edit: [...] anarchistische Praxis wird in einigen (wenigen) kollektiv organisierten [...] Strukturen gelebt.

  • Aus Teilen der Klimabewegung ist ein Kult geworden.



    Manche kommentieren über die Anpassungsfähigkeit der Alten und bemerken die eigene Lähmung nicht.

    • @Tommi Tom:

      Der Punkt ist, dass sie Niemandem schaden und eher positive Möglichkeiten ausloten. Vom konsumistischen Rest tun das die Wenigsten.

  • Ich finde es tatsächlich ein wenig beunruhigend, wenn Menschen vom Kollaps der Zivilisation sprechen und sich bei der Vorbereitung darauf wohl fühlen.



    Der Schritt ist viel zu klein, zu sagen, unsere Vorbereitung ist so gut, jetzt können wir den Umbruch gut gebrauchen, damit es besser werden kann.



    Auch wenn hier die Schwächsten mitgedacht werden, ist ein Kollaps nie ohne Opfer zu überstehen.



    Dabei sind viele der Inhalte die hier beschrieben werden auch ganz ohne Kollaps sinnvoll.



    Gemüse vom eigenen Balkon ist gesund, lecker und schont Ressourcen. Nachbarschaftshilfe stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt und somit auch die Demokratie. Katastrophenhilfe verhindert, dass aus einzelnen Katastrophen Kettenreaktionen an Hilflosigkeit entstehen.



    Jeder der Workshops könnte dazu beitragen den befürchteten Kollaps zu verhindern. Warum dann dieses Wording?



    Das macht mir Angst und lässt mich davor zurückschrecken, dort mal näher hinzuschauen.

    • @Herma Huhn:

      Schauen Sie sich den Primärenergiebedarf der Welt an und dessen Steigerung aufgrund steigendem Wohlstands. Nichts gegen Gemüse aus dem eigenen Garten. Aber zu glauben, damit könnte man Probleme direkt oder indirekte auch nur Ansatzweise verringern ist - nett.

    • @Herma Huhn:

      Die unzähligen Versuche, den Kollaps zu verhindern führen ja zu nichts. Überall auf der Welt wird der Klimawandel de fakto geleugnet. Anders lässt sich die Politik, die ihn und seine Folgen so umfassend ignoriert nicht deuten. Wie wissen, dass wir unsere Lebensgrundlage auf vielerlei Weise vernichten. Dass wir großflächig Regionen das Grundwasser schneller verbrauchen, as es regeneriert wird. Dass wir die Böden vernichten, auf denen unsere Lebensmittel wachsen. Dass wir die Ozeanströmungen gefährden, die Europa warm halten.

      In Anbetracht dieses Wissens, und das jahrzehntelange Versuche etwas dagegen zu erreichen zu so ziemlich gar nichts geführt haben, ist es einfach nur vernünftig, davon auszugehen, dass der Kollaps kommt.

      • @pumble:

        Der Klimawandel wird nicht wirklich geleugnet. In China zB sicher nicht. Nur steht er dort mangels Hysterie und anderer Prioritäten nicht auf Platz eins der Arbeitsliste. Trotzdem investieren gerade die Chinesen in eine beeindruckende Technologievielfalt mit einer realistischen Zeitplanung. Wind, Sonne, Wasser, Minireaktoren, Kernfusionsprototypen, Elektromobilität, Biomasse, denken Sie sich etwas aus, die Chinesen forschen daran Der Schlüssel zum Erfolg. Die Zukunft der Energiewende wird in China und einigen anderen Industrienationen entschieden, sicher nicht in Deutschland.

  • "Denn dass die Menschheit trotz besseren Wissens in die Klimakatastrophe rast, löst bei den Aktivist:innen, die jahrelang dagegen kämpften, Verzweiflung aus."

    Ach Du lieber Himmel, was haben die AktivistInnen den geglaubt? Das OttoNormalVerbraucher alle Annehmlichkeiten einschränkt sich in Askese übt während auf dem Rest des Planeten alles weiter geht wie gehabt?



    Alles in allem auch nur eine Sektenbewegung wie bei AntiAtom auch schon, denn zu "Glauben" dass jemand auf Fleisch, Urlaubsflüge, Autofahren und sonstige Annehmlichkeiten radikal verzichtet, nur weil Ihm das jemand sagt ist .......... (möchte nicht gegen die Nettikette verstoßen)

    "Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck baute die Infrastruktur für fossiles Flüssiggas aus, das Braunkohledorf Lützerath wurde trotz Widerstand abgebaggert, selbst das Heizungsgesetz der Ampel scheiterte."

    Ähm, die Alternative wäre was gewesen nach Ende des Pipelinegases? Frieren oder erfrieren?



    Das Gebäudeenergiegesetzt konnte nicht gelingen, schon weil die Fachkräfte fehlen.

    „Wir sind keine Klima­bewegung“,

    Stimmt mit Festkleben kann man auch keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, man geht der Bevölkerung lediglich auf den Keks.

    • @AuchNeMeinung:

      Dumm nur, dass die "Sektenbewegung" nichts anderes tut, als die wissenschaftliche zweifelllos gesicherten Konsequenzen unserer Lebensweise anzuerkennen. Und dann zu sehen, wie wenig Aktivismus und Protest und Wählen und jeder andere Versuch etwas zu ändern gebracht haben. Und dann daruas die einzig vernünftige Konsequenz zu ziehen - zu erkennen, dass der Kollaps kommt, und sich darauf vorzubereiten.

      • @pumble:

        Der Klimawandel als solches bedingt durch den erhöhten CO2 Ausstoß ist gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis. Der Grund dafür ist, dass man beides messen kann. Die Geschwindigkeit des Klimawandels steht keineswegs unumstößlich fest. Und das ist allerings eine wissenschaftliche Aussage. Bei den Modellen herrscht z.B. nicht einmal halbwegs Einigkeit bzgl. der CO2-Aufnahmekapazität der Ozeane. Der aktuelle IPPC Bericht beinhaltet sehr unterschiedliche Szenarien. Noch unklarer sind die tatsächlichen Auswirkungen von z.B. + 2.5 Grad. Außer vielleicht, dass es in der Summe mehr regnen wird (mehr Wasserdampf in der Atmosphäre) und die Stürme zurückgehen werden (die globalen Temperaturdifferenzen gehen zurück). Sex und Katastrophen verkaufen sich, daher wird kaum seriös berichtet. Noch dazu ist kaum Information ohne politische Agenda zu finden.

  • Die Mäkeleien kann man sich sparen. Wenn Menschen sich praktische Fähigkeiten aneignen, ist das großartig, besonders inmitten der digitalen Entmündigung.



    Was war die Parole von Punk? No Future — und was ist daraus geworden: DIY.



    Also keine Angst, alles absolut produktiv.

    • @Birdman:

      Ich hätte jetzt gesagt, DIY ist weitaus älter als Punk, was solls, im Kern stimm ich voll zu.

  • Es gibt bei dieserThematik ein sehr grundsätzliches strukturelles Problem.

    Niemand der sich ernsthaft mit dem Zustand auf diesem Planeten beschäftigt, kann bestreiten, daß wir uns in einer sich selbst beschleunigenden Klimakrise befinden.



    Damit müssen wir umgehen. Wobei schon heute (anhand untergehender Inseln) klar ist, daß Anpassung allein nur begrenzt und in Zukunft immer weniger funktionieren wird.







    Nun leben wir aber demografisch gesehen in in einer überalterten Gesellschaft. Und alte Menschen zeichnen sich eben nicht durch hohe Flexibilität aus. Auf der anderen Seite ist es aber diese Gruppe, mit den höchsten Vermögen..und, das haben die letzten Wahlen gezeigt, in einer Demokratie auch dem größten Einfluss auf die Regierungsbildung.

    Zusammen genommen also ein immer weiter zunehmender Anpassungsdruck..bei gleichzeitig abnehmender Flexibiltät, also der Fähigkeit sich als Gesellschaft anzupassen.

    Und wie aus der Biologie bekannt: wer sich nicht mehr anpassen kann..wer (gleichsam) erstarrt -> stirbt.!!

    Und das ist jetzt ausdrücklich keine Metapher, sondern ein sehr reales Problem, denn wie die Geschichte zeigt, können auch Kulturen sterben.

    ..auch DAMIT müssen wir umgehen.

  • Hab den Artikel nur quergelesen. Für mich spielt der kaum noch vermeidbare Klimakollaps keine Rolle mehr. Wenn die Menschheit unbedingt aussterben will - soll sie doch ruhig. Existenz wird allgemein überbewertet. :)

  • Sicherlich sinnvoll, sich auch damit zu befassen, wie man die Folgen des Klimawandels als Gesellschaft bewältigt, als sich ausschließlich auf ein Verhindern oder Eindämmen der Katastrophe zu fixieren und damit absolutistischen Geltungsanspruch einzufordern.

    Aber bald wird's absurd, mit der Menschenfeindlichkeit. Wenn jetzt schon Leute gedisst werden, wenn sie noch Kinder bekommen, dann kriegt das alles den üblen Geruch einer fatalistisch-irren Weltuntergangssekte, in der es - wieder mal - hauptsächlich darum geht, anderen mit Autoritätsanspruch Vorgaben zu machen.

    • @Metallkopf:

      Der Diss gegen Eltern geht allerdings seit jeher von Bürgerlichen aus, die ihr CO²-Budget klein rechnen wollen.

    • @Metallkopf:

      Der ARD-Wetterexperte Dipl.-Meteorologe Sven Plöger hat in einer Reportage zum Thema gesagt: "Für Neugeborene wird dieses Jahr das kälteste in ihrem Leben sein!"

  • Ein Blick in eine andere und sehr eigene Welt. Die Anzahl der ausgebildeten Ingenieure ziehe ich in Zweifel - das sei mir als Ingenieur gestattet. So ein Camp schaden niemandem, von daher Daumen hoch!

  • "Niederlage der Klimabewegung" ??? - Eine erschütternde Selbstzuschreibung für ein mögliches kollektives Scheitern der globalen neuzeitlichen Zivilisation.



    Zu traurig ja, aber doch auch von sich selbst als Klimaschutzbewegte zu viel verlangt.

  • Pete Seeger, 1975:

    If a revolution comes to my country



    Let me remember now



    I mean if bloody conflict rages



    I better learn right now



    How to catch and skin and cook a rat



    How to boil a soup from weeds



    And especially learn how to share



    Oh, hear the thunder...

    source: www.lyricsondemand...omes_to_my_country

    www.youtube.com/watch?v=F1Z5ohqC0Z8

  • Die Sorge, dass sich vieles fundamental verändern wird, wenn die Klimazonen (in Erdzeitaltern) plötzlich anders liegen, ist absolut nicht abwegig.

    Nur tut sich hier eine große Lücke auf:



    Heute kann man ziemlich einfach beobachten, wie die Erwärmung stattfindet, und auch welche massiven Folgen das zumindest in einigen Bereichen hat - von der Sahel-Zone bis zum deutschen Wald.

    Nur: Nach Kollaps sieht es gar nicht aus. Bzw. nicht mehr als auch in vergangenen Jahrzehnten.

    Das Argument "das dicke Ende kommt noch" ist zwar zutreffend, hätte jedoch auch schon längst greifen können. Die Überbetonung von Weltuntergangsszenarien hat der Klimabewegung einerseits Begeisterte zuströmen lassen - Apokalypse zieht halt immer, seit Jahrtausenden. Gleichzeitig hat sie dem Klimaschutz damit viel Einfluss verbaut.

    Denn wer den Untergang bevorstehen sieht, duldet keine anderen Themen. Wer alles Bekannte (vorsorglich) umbauen möchte, braucht damit breite Kompromisse mit einer großen Mehrheit.



    Das Gegenteil ist passiert - das erzeugt natürlich Widerstand.



    Die einseitige Fokussierung aufs Klima drängt etwas anders an den Rand, was eigentlich im Mittelpunkt etwa der Politik stehen sollte: Der Mensch.

    • @Frauke Z:

      Schön gesagt - danke für den Beitrag!

      Die kurze Ausführung im Artikel zur moralischen Verurteilung dafür, Kinder in die Welt zu setzen, zeugt für ein hohes Ausmaß an Entfremdung vom Menschlichen. (das btw. im Rahmen der Klimakleber auch stark sichtbar wurde)

      Letzlich sollte uns - als Menschen! - bewusst sein, dass wir im Rahmen der Geschichte der Existenz des Planeten Erde nur eine Randerscheinung sind.



      Das Leben auf der Erde selbst werden wir mit dem Klimawandel nicht ausrotten und ich denke selbst ein Atomkrieg wäre dazu nicht in der Lage.

      Wir sollten aber unser menschliches Handeln auf den Menschen ausrichten und das heißt eben zuallererst auf unsere menschlichen Bedürfnisse. Erstes Bedürfnis ist unsere selbige Existenz. Weiter natürlich auch Erhalt einer menschlich lebenswerten Welt und damit auch Klimaschutz.



      Wenn aber die menschliche Existenz selbst als größte Bürde für den Klimaschutz gesehen wird, dann - tut mir leid - handelt es sich um eine selbstkasteiende, suizidale Sektenbewegung.

    • @Frauke Z:

      Nach Kollaps sieht es nicht aus? Um mal bei Ihren Beispielen zu bleiben. Immer rascher aufeinander folgende Dürren und Überschwemmungen vernichten in der Sahelzone immer mehr Ernten. Der deutsche Wald stirbt großflächig ab. Man muss schon ganz schön angestrengt die Augen verschließen, um die Katastrophe nicht zu sehen.

      Wir vernichten übrigens in einer beachtlichen Tempo das Grundwasser und die Böden, auf denen unsere Ernährung basieren. Wenn das so weiter geht (und obwohl das seit Ewigkeiten bekannt und wissenschaftlich gesicherter Konsens ist, geht es so weiter), werden wir nach zu Ihren und meinen Lebzeiten ernsthafte Probleme mit der Lebensmittelversorgung bekommen. Sogar im schönen reichen Mitteleuropa.

      • @pumble:

        Das wir eine Lebensmittelknappheit bekommen wird seit 30 Jahren gesagt und anstatt weniger bekommen wir immer mehr Lebensmittel! Bevor wir in Europa keine Lebensmittel haben werden dauert es noch 100.000 Jahre

        • @Marcelo:

          Ich habe in den letzten 30 Jahren höchstens von ganz Verirrten etwas über kommende Lebensmittelknappheit gehört. Öffentlich bekannt ist, dass Landwirtschaft in den Industrieländern ob des Überangebots hoch subventioniert und von Importen abgeschottet werden muss.