Kolumne Ägypten: Was Mubarak sagen wollte

Husni Mubarak hat geredet. Er ist nicht zurückgetreten. Die Demonstranten sind enttäuscht. Taz-Experten erklären, was er eigentlich sagen wollte.

Ich, Husni Mubarak, Präsident der Republik Ägypten, Oberbefehlshaber der glorreichen ägyptischen Streitkräfte, Held der Revolution von 1973 und Chef von diesem und jenem, verkünde im Interesse des ewigen ägyptischen Volkes, das stolz ist, auf eine lange und glorreiche Geschichte (Pyramiden!) zurückblicken zu können, und im Interesse der Aufrechterhaltung der Ägyptischen Republik sowie in Absprache mit der internationalen Staatengemeinschaft und nach Rücksprache mit meiner über alles geliebten Familie:

1. Ich würde liebend gerne meinen Lebensabend im Kreis meiner geliebten Familie und meiner Kinder und Enkel im sonnigen Scharm e-Scheich genießen.

2. Mein ganzes Leben lang habe ich – Allah ist mein Zeuge! – gerne und mit Stolz diesem stolzen Land gedient.

3. Den Bürgerinnen und Bürgern Ägyptens, der Jugend Ägyptens, die in den vergangenen Wochen auf die Straßen gegangen sind, um, wie ich unseren geschätzten Medien entnehmen konnte, für Stabilität, Ordnung, Sicherheit und Fortschritt zu demonstrieren, rufe ich zu: Auch ich bin für Stabilität, Ordnung, Sicherheit und Fortschritt.

4. Es gehört zur Meinungsfreiheit, sich auf der Arabischen Straße für Stabilität, Ordnung, Sicherheit und Fortschritt auszusprechen.

5. Aber von dieser ständigen Nörgelei und Demonstriererei habe ich die Nase gestrichen voll.

6. Es macht gar keinen Spaß mehr, Präsident zu sein.

7. Aber außer mir will keiner diesen Scheißjob machen.

8. Deshalb sollte mal Schluss sein mit dem ewigen Rumhängen auf dem Tahrir-Platz. Jeder muss wieder an seine Arbeit gehen. Denn sonst wird das nie was mit Stabilität, Ordnung und dem ganzen anderen Zeug, das ihr genauso wollt wie ich.

9. Ihr macht wieder eure Arbeit.

10. Und ich gehe mache meine.

11. Ätsch.

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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