Kolumne American Pie: „Wir sind wie bissige Hunde“

Die San Francisco 49ers spielen wie zu ihren besten Zeiten. Der fünfmalige Super-Bowl-Sieger zeigt den spektakulärsten Football der NFL.

Schwer zu stoppen: Kendall Hunter, Runningback der 49ers. Bild: dapd

Jim Harbaugh steht in der Kabine vor seiner Mannschaft und hält eine Ansprache: „Wir haben die ersten beiden Saisonspiele überzeugend gewonnen, aber so müssen wir weitermachen, an jedem einzelnen Spieltag.“

Dann bringt der 48-Jährige noch zwei Besucher in die Umkleide: Die Hollywood-Stars Vince Vaughn und Owen Wilson klatschen jeden einzelnen Spieler ab, unter tosendem Jubel. Dabei haben die San Francisco 49ers gerade mal ihr zweites Spiel in der jungen NFL-Saison gewonnen, 27:19 im heimischen Candlestick Park gegen die Detroit Lions.

Harbaughs Ansprache und der perfekte Saisonstart sollen eine Rückkehr zu alten, glorreichen Zeiten sein. Die „Niners“ spielen derzeit den spektakulärsten Football der Liga, offensiv, variantenreich, sie bieten gleichermaßen starke Läufe und ein punktgenaues Passspiel.

Auch in der Defensive gehört die Mannschaft zur Spitze: In der vergangenen Saison hat kein anderer Klub besser gegen Rush-Spielzüge des Gegners verteidigt, wenn also ein Akteur nach kurzem Pass des Quarterbacks zum Lauf startet. „Die Verteidigung ist unser Prunkstück“, sagt Tight End Delanie Walker. „Wir sind wie bissige Hunde.“

Quarterback-Legende Joe Montana

Fans und Experten gleichermaßen hoffen auf eine Wiederbelebung seliger Zeiten. In den 80ern und frühen 90ern waren die rot-goldenen Leibchen das Vorzeigeobjekt der NFL. Angeführt von Quarterback-Legende Joe Montana holte das Team 1981 und 1984 den Super Bowl.

ist Autor der taz.

Ein Jahr später kam Wide-Receiver-Ikone Jerry Rice dazu, der dann im Duo mit Joe „Cool“ Montana zwei weitere Titelgewinne 1988 und 1989 sicherte. Rice war auch beim bis heute letzten großen Sieg dabei: 1994. Eine lange Durststrecke folgte, mit vielen Tiefpunkten gerade zu Beginn des neuen Jahrtausends.

Dass zwischen 2003 und 2010 siebenmal hintereinander die Playoffs verpasst wurden, ist mittlerweile fast in Vergessenheit geraten. Harbaugh übernahm vor der letzten Saison den Head-Coaching-Posten. Es war der erste Job als Cheftrainer eines NFL-Teams für den früheren Quarterback, der bis 2001 selbst in der Liga gespielt hat.

Die erfolgreichen Harbaugh-Brüder

Harbaughs ein Jahr älterer Bruder John trainiert bereits seit 2008 die Baltimore Ravens. Und wie der Bruder hat auch er unerwartet schnell ein Top-Team geformt. Schon in Harbaughs Debüt-Jahr zogen die 49ers ins Halbfinale ein, scheiterten erst am Erzrivalen New York Giants. Zwei dramatische Ballverluste von Receiver Kyle Williams machten den Unterschied beim knappen 17:20.

Die Überraschungsmannschaft der vergangenen Spielzeit soll nun die überragende Form mindestens bestätigen. „Wir müssen auch schwierige Momente durchstehen können. Einfach rausgehen, physisch spielen, dagegenhalten“, sagt Harbaugh. Ein Schlüssel zum Erfolg ist auch das Vertrauen in seine Spieler.

Harbaughs Entscheidung vor der letzten Saison, den geschmähten Quarterback Alex Smith im Team zu behalten, hat sich mittlerweile mehr als ausgezahlt. Der 28-Jährige ist ein ruhiger, fast schon langweiliger Regisseur auf dem Spielfeld. In der Vorsaison stellte Smith in allen wichtigen persönlichen Statistiken neue Bestmarken auf.

Michael Crabtree, genannt „Crab“

„Alex spielt so, wie es sich ein Coach wünscht: Besonnen, durchdacht und kontrolliert“, sagt Harbaugh – als ehemaliger Quarterback-Coach der Oakland Raiders muss er es wissen. Dazu schöpft auch der schon zu College-Zeiten viel gepriesene Wide Receiver Michael Crabtree sein Potenzial immer besser aus, gilt als einer der besten Passempfänger der Liga – und ist zum Schlüssel der Offensive geworden.

„Crab hat die besten Hände, die ich je bei einem Wide Receiver gesehen habe“, schwärmt sein Coach. Schon beim 30:22-Sieg bei den Green Bay Packers zum Saisonauftakt fing Crabtree sieben Pässe, vergangenen Sonntag gegen Detroit waren es deren sechs. Vince Vaughn und Owen Wilson können sich wohl auf weitere Besuche in der 49ers-Umkleidekabine einstellen.

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