Kolumne Aufm Platz: Die Chelsea-Variante

Er glaubt ans Weiterkommen. Doch dem irischen Trainer fehlt gegen Spanien schlicht das geeignete Personal für eine taktische Überraschung.

Am Glauben fehlt es nicht. Aber Flaschen leer. Bild: dpa

Giovanni Trapattoni glaubt ans Weiterkommen – zumindest sah so die Prognose des ältesten EM-Trainers vor dem ersten Gruppenspiel am vergangenen Donnerstag aus.

Daran dürfte sich auch nach der Auftaktniederlage der Iren gegen den vermeintlich einfachsten Gruppengegner Kroatien nicht viel geändert haben. Welche Devise sollte Trapattoni auch sonst ausgeben, getreu der Fußballerweisheit: „Wir haben keine Chance und die müssen wir nutzen.“

Allerdings wartet jetzt in Posen Weltmeister Spanien auf die „Boys in Green“. Der irische Coach hat ein Problem: Der gegen Kroatien als Vorgriff auf die spielstarken Spanier und Italiener erprobte keltische Catenaccio blieb wirkungslos. Kann der Einwand, dass die drei Gegentore (abgefälschte Flanke vor dem 1:0, dann ein Querschläger im Sechzehner und schließlich das unabsichtliche Pfostenbillard von Keeper Given) unglücklich kassiert wurden, als schicksalsträchtiges Gegenargument gelten? Wohl kaum.

JAN SCHEPER ist Mitglied des EM-Teams der taz.

Zumal die Iren bei weitem nicht so chancenlos waren, wie es später dargestellt wurde – man denke an den zu Unrecht versagten Elfmeter nach Foul an Robbie Keane. Aber Konjunktive helfen niemandem weiter. Doch noch defensiver als gegen Kroatien wird es nicht gehen. Das Mittelfeld und die Abwehr um die Leistungsträger Richard Dunne und ManU-Verteidiger O’Shea werden ähnlich gegen die schnellen Passexperten aus Barcelona und Madrid agieren wie im ersten Gruppenspiel.

Trapattoni hat nicht das Personal, um dem Prandelli-Modell nachzueifern. Eine taktische Überraschung scheint vor diesem Hintergrund unmöglich. Kompaktes Ranklotzen und doppelte Laufbereitschaft sind die archaischen Mittel, die dann gegen Spanien noch übrig bleiben, kurz: Chelseas Mauervariante. Das Spielmodell des Champions-League-Siegers zog Trapattoni ohnehin vor dem EM-Turnier als Beispiel heran.

Mannschaftskapitän Robbie Keane glaubt jedenfalls daran, dass im Fußball „manchmal verrückte Dinge passieren“. Vielleicht spielt ja auch der Rasen mit, den die Spanier als Grund für das Unentschieden gegen Italien ausmachten. Jedenfalls wäre ein Sieg mit den vorhandenen irischen Mittel so ein von Keane beschworenes Ding.

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Geboren 1981 im Ruhrgebiet, hat Germanistik und Komparatistik in Bochum und Berlin studiert. Seit 2009 schreibt er für die taz über Fußball, Radio und Lyrik. Im Juli 2012 wurde er der erste Online-Volontär an der Rudi-Dutschke-Straße und betreute dort u.a. den Bereich Netzthemen, war CvD und kümmerte sich von Oktober 2013-2015 sich um die Einführung eines neuen Redaktionssystems.

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