Kolumne Die Kriegsreporterin: Tschiller-Diller-Piller-Tourette

Der neue DJV-Chef? Frank-Überall-kompetent. Bei Til Schweiger sind Namen Knall und Rauch. Wie Journalisten heißen, weiß keiner.

Til Schweiger auf dem roten Teppich

Namen können ja in der Tat mehr als Schall sein. Til Schweiger heißt im „Tatort“ Nick Tschiller. Foto: dpa

Hallo taz-Medienredaktion!

Überwältigt vom Protest der deutschen Journalisten und den Solidaritätsbekundungen gegenüber den polnischen Kollegen in Bezug auf das neue Mediengesetz, bin ich bestens ins neue Jahr gestartet! Im Nachbarland werden die Weichen für die Aushebelung der Demokratie gestellt, die öffentlich-rechtlichen Medien werden der staatlichen Überwachung untergeordnet und Lügenpressen-Germany zeigt sich … nun ja … wie sagt man … verwundert?

Auf keinen Fall aber möchte die hiesige Journaille als empört oder gar erbost wahrgenommen werden. Warum auch? Man hat ja schließlich sein Pulver erfolgreich verschossen, als man vor einem Jahr anlässlich des Anschlags auf Charlie Hebdo deutlich sagte, dass so etwas nicht gern gesehen ist. Presse mundtot machen wollen. Nein, so etwas tut man im Abendland nicht.

Immerhin hat sich Frank Überall jetzt verärgert geäußert, der neue DJV-Chef. Wäre ja auch peinlich, wenn nicht. So’n Name, so’ne Funktion und dem dann nicht gerecht werden. Frank Überall-zu-was-Sagen. Frank Überall-zu-eine-Meinung-Haben. Frank Überall-drin-kompetent.

Damit aber keiner auf die Idee kommt, es gebe zu so einem Vorgehen in einer Demokratie nur eine mögliche Haltung, lässt man in der „Tagesschau“ den Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour sagen, die Deutschen „sollten Respekt walten lassen“. Ja, das finde ich auch sehr wichtig. Gerade jetzt, wo „Mein Kampf“ wieder frei verkäuflich ist, ist es wichtig, Respekt zu zeigen, wenn jemand auf die Idee kommt, „unseren Staat von einigen Krankheiten heilen“ zu wollen, „damit er wieder genesen kann“, wie Polens Außenminister laut Bild das neue Mediengesetz kommentierte.

Außerdem – die Medien sind ja eh total überschätzt. Kennst du Sylvia Steinitz, Medienressort? Nee? Eben. Steinitz war bis letzte Woche Leiterin des Kultur-Ressorts beim Stern. Nun ist sie vom Posten zurückgetreten, wie ich bei Turi2 las. Und während es früher, als Medien noch was zählten, quasi unmöglich gewesen wäre, als Journalistin nicht zu wissen, wer das Kulturressort eines großen Magazins leitet, ist es heute in Anbetracht der nicht mehr vorhandenen Bedeutung des Stern schnurzpiepegal. Einfach völlig wurst. Und auch Steinitz herself ist schnurzpiep… S – wer? Was hat die gemacht? Woher kann man die kennen??

Die größte Krawallschachtel seit Inge Meysel

Namen können ja in der Tat mehr als Schall sein. Bei Til Schweiger – der größten Krawallschachtel seit Inge Meysel – sind sie Knall und Rauch. Nick Tschiller wurde seine „Tatort“-Figur benannt. Und wenn ich in Anbetracht der real existierenden Gewalt hier und da auch keine Lust verspürte, dieses Rambo-Gemackere anzugucken, so hat „Nick Tschiller“ mich doch einige Tage begleitet. Nick Tschiller, das klingt nämlich ganz schön doll nach „Diller“ und nach „Piller“.

Und da nach 18 Uhr oft die Elfjährige durchkommt, die noch immer in mir wohnt, und die noch heute Goethe- und Schiller-Verse mit’ner Flöte darin hersagt, war ein paar Tage lang eine Art Tschiller-Diller-Piller-Tourette nicht zu verhindern.

Ansonsten aber geht es mir sehr gut und ich freue mich auf die Wiederaufnahme der großartigen Fernsehsendung „Roche & Böhmermann“ am 10. Januar auf ZDFNeo, bei der man die ausgeschiedene Charlotte Roche in bester Soap-Manier durch einen anderen Sprachdarsteller ersetzt hat und denkt, das fällt nicht auf. Tut es wohl aber doch. Wobei ja auch Sibylle Berg dabei ist. Ich nehme an, sie wird nach dem Vorbild von „Downton Abbeys“ Maggie Smith als eine Art Dowager Countess of Grantham die Jungs mit dem Spiel ihrer Augenbraue im Zaume halten.

Das Shortbread bereit, zurück nach Berlin!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.