Kolumne Dosenpfand: Was für ein Reinfall

Ist das Dosenpfand uncool? Menschen lehnen es aus Halbwissen ab. Sie befürchten eine Ausweitung.

Dosen im Getränkemarkt im Oktober 2003. Bild: dpa

DEUTSCHLAND zeo2 | „Do-sen-pfand!“ Immer wenn mein Freund Minki verzweifelt auf der Suche nach einem Argument ist, warum sowieso alles nichts bringt, dann spricht er die dreisilbige Zauberformel. Danach lacht er hysterisch. Es ist, wie wenn kleine Jungs „Pimmel“ sagen.

Er ist nicht der einzige. Das Phänomen ist weit verbreitet. Dosenpfand! Hihihi! Was für ein Reinfall. Was für ein Beweis für ineffektiven oder sogar schädlichen Öko-Zirkus. Typisch für die Amtszeit des grünen Umweltministers Jürgen Trittin.

Im Grunde geht es überhaupt nicht darum, ob das Dosenpfand ein Erfolg war oder gescheitert ist. Oder gut gemeint, aber schlecht gemacht. Wer je eine Studie über Pros und Cons des Dosenpfands gelesen hat, der weiß, wie komplex die Sache ist. Mehr Bier im Mehrweg, dafür anscheinend mehr Mineralwasser im Plastik. Es geht darum, dass das Dosenpfand aufgeblasen wurde, bis es scheinbar gleichrangig neben dem Atomausstieg stand.

Dabei ist es im Vergleich dazu eigentlich ein Pups, ein kleines, ordnungsrechtliches Instrument. Der verbissene Kampf gegen das Dosenpfand hat aber überhaupt nichts mit der Verpackungsverordnung selbst zu tun. Die einen lehnen das Dosenpfand aus Halbwissen ab, weil es uncool ist und allenfalls einen sicheren Witz in einer komplizierten Welt hergibt. Die Ablehnung der anderen ist pathologisch.

Pfand für Batterien, Mobiltelefone, Computer

Sie fürchten nichts so sehr als eine Ausweitung. Politiker könnten ja auf die Idee kommen, konsequente Pfandsysteme bei Produkten einzuführen, wo es wirklich interessant wird. Sagen wir mal bei Batterien, Mobiltelefonen, Computern usw. Damit wir einfach cleverer mit Rohstoffen umgehen und uns individuell und gesellschaftlich umorganisieren.

Ich selbst habe Dosen noch nie gebraucht. Klar, ich habe auch schon Flaschen gekauft und gedacht, es seien Mehrwegflaschen. Und dann waren es Einwegflaschen. So what? Seither passe ich auf, und es passiert mir kaum noch. Wasserflaschen brauche ich überhaupt nicht, weil das gute Berliner Wasser und eine Sprudelmaschine jeden Kistentransport ersetzen.

Früher hielt ich es für ausgeschlossen, Wasser aus der Leitung zu trinken. Aber auch am Wasserhahn kann man sich kulturell weiterentwickeln. Was fehlt, sind öffentliche Stellen an Bahnhöfen, U-Bahnen und Marktplätzen, um mit eigenen Behältern kostenlos Wasser zu zapfen. Solche Sachen. Darüber sollten wir sprechen. Schleunigst.

Als ich das dieser Tag zu Minki sagte, antwortete er, dass die Arbeitsplätze in der Einwegflaschenindustrie doch auch ein ethischer Wert seien. Und dann wurde ich zum Altöko. Ich zog ihm tatsächlich eine Flasche über den Schädel. Eine Pfandflasche. Ehrlich. Das war es mir wert.

Peter Unfried, der Artikel ist erschienen in der Ausgabe zeo2 1/2013

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