Kolumne Geht's noch?: Aufwachen, Rheinland-Pfalz!

In Koblenz wollte sich ein Mann in „James Bond“ umbenennen. Das Verwaltungsgericht hat’s verboten. Ein großer Fehler.

EIne Comicfigur haut sich vor die Stirn

Hallo, Rheinland-Pfalz? Was für eine vertane Chance! Illustration: TOM

Zugegeben, die Begründung war bizarr: Ein Mann aus Rheinland-Pfalz hatte beantragt, seinen Namen in „James Bond“ ändern zu können, um auf diese Weise einen „Familienkrach beizulegen“. In dieser Woche hat nun das Verwaltungsgericht Koblenz entschieden: Darf er nicht. Eine aus PR-Sicht vertane Chance für Rheinland-Pfalz.

Denn, ganz ehrlich: Wann haben Sie zuletzt an Rheinland-Pfalz gedacht? Ich helfe Ihnen: Das ist das Bundesland mittelinksaußen, das vor allem deshalb da ist, damit Nordrhein-Westfalen und Hessen nicht mit voller Wucht auf das Saarland prallen.

Rheinland-Pfalz, das sind fünf Hügel und dazwischen Flüsse. Hübsch da. Aber uninteressant.

So ziemlich alles in dieser Resteverwertung aus Pfalz, Rheinprovinz und ein paar versprengten Exherzogtümern ist – na ja, so mittel: Mittelgebirge, Mittelrhein, mittelgut in Bildung, mittleres Bruttoinlandsprodukt. Rheinland-Pfalz ist kein Bad Boy, so wie Neonazi-Sachsen oder Ghetto-Bremen, aber eben auch kein Überflieger.

Den Rheinland-PfälzerInnen mag das recht sein, die wollen ihre Ruhe. Die strengen sich gerade genug an, um keine miesen Schlagzeilen zu machen. Das muss aber auch reichen. Dann gibt’s wieder Weinchen. Und in Tierorgane gestopfte Tierorgane.

Aber einen großen Medienrummel um einen Mann, der jetzt James Bond heißt? Mit Kamerateams aus aller Welt und so? Naa, gieh mer fott mit dem Saupanz un seim Gekaschper!

Ist ja okay, dieses Understatement, hat aber zur Folge, dass sich wahrhaft niemand um dieses Land schert. Man fährt höchstens durch, auf dem Weg nach Luxemburg oder Karlsruhe. Sogar für das Saarland haben sich zuletzt mehr Leute interessiert!

Mit der Einstellung kriegt man ein Land nicht zum Laufen. Kein Wunder, dass niemand euren Flughafen und eure Autorennbahn haben will. Marketingtechnisch braucht ihr dringend Spokespeople. Aber der Pfälzer Saumagenkönig Helmut Kohl ist schon lange im Ruhestand, und wenn die Bad Kreuznacher Weinkönigin Julia Klöckner nicht bald in der Bundespolitik Fuß fasst, könnt ihr einen James Bond gut gebrauchen.

Also, Herr Bond, auf in die nächste Instanz. Das Oberverwaltungsgericht kann den Entscheid noch kippen. Und, Rheinland-Pfalz: Das ist eure Chance!

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