Kolumne Habibitus: Skin-Care in 10 Schritten

Muss man sich wehtun, um sich zu pflegen? Oh nein – patriarchalische Anwendungen kann man der Mitte der Gesellschaft überlassen.

Ein Finger tippt in eine Creme-Dose

Zum Abschluss alles gut mit Creme versiegeln Foto: BSIP/Chassenet

Hautpflege ist kein Hobby, sondern wie vieles im Leben auch eine Metapher. Mein Geheimnis zu strahlender Haut – dem heiß begehrten Glow – und einem noch viel strahlenderen Selbst mit koreanischer Skin-Care verrate ich euch heute.

Step 1: Öl-Reiniger. Nach einem langen Tag gibt es neben Make-up viel anderes Grobes zu entfernen. Strukturelle und institutionelle Diskriminierungsformen, Cat-Calling, Hartz IV, Hassrede, Neoliberalismus. Der Öl-Reiniger löst all diesen Schmutz von der Haut und lässt sich mit Wasser abspülen.

Step 2: Wasserbasierter Reiniger. Um auch Feinheiten wie Mikroaggressionen, Anti-Komplimente und weitere „gut gemeinte“, völlig absurde Gesten aus dem näheren Umfeld loszuwerden, lohnt es sich, einen weiteren Reiniger zu nutzen. Ich nehme meistens Reinigungsgel oder -schaum.

Step 3: Peeling. Zwei- bis dreimal pro Woche empfiehlt sich zur Tiefenreinigung außerdem ein Peeling. Ich verzichte allerdings auf mechanische Peelings, da diese der Haut Kratzer zufügen und der patriarchalen Vorstellung zugrundeliegen, für eine Besserung oder Heilung Schmerzen aushalten zu müssen. Ein chemisches Peeling hingegen ist schonender und gleichzeitig effektiver. Tiefer verankertes Leid wie Mobbing in der Kindergruppe, das deutsche Schulsystem oder fehlende diverse Vorbilder wird hier behandelt.

Step 4: Toner. Ein paar Spritzer Rosenwasser sorgen dafür, dass der PH-Wert sich neutralisiert. Das Schöne: Mit der Mitte der Gesellschaft hat es nichts zu tun.

Step 5: Essenz. Trocken ist nicht nur der Alman-Habitus oder das Gefühl zwischen den Beinen, wenn man in Deutschland auf Tinder ist, sondern zu oft auch die Haut. Juicy wird es mit Hyaluronsäure.

Step 6: Säuren & Treatments. Jede Haut hat unterschiedliche Bedürfnisse und es ist völlig okay, denen nachzugehen, egal, was die anderen so machen. Seinen eigenen Weg gehen und auf sich achten, das manifestiert dieser Schritt.

Step 7: Serum. Wie ein Smoothie nach einer durchzechten Nacht, allerdings für die Haut. Besonders gut kommt auch hier Vitamin C, denn es ist ein Antioxidans, das freie Radikale blockiert (nützlich für Twitter und Instagram, aber auch offline).

Step 8: Sheet-Maske. Ein mit Pflegeflüssigkeit vollgesaugtes Tuch, am besten frisch aus dem Kühlschrank, fühlt sich nicht nur super an, sondern lässt dich aussehen wie ein Serienmörder. Für die besondere Portion Respekt im Alltag. Besonders empfohlen auf Mittel- und Langstreckenflügen. Reicht 1- bis 2-mal die Woche.

Step 9: Augencreme. Damit das Side-Eye auch in 30 Jahren noch gut erkennbar bleibt.

Step 10: Feuchtigkeitscreme. Zum Abschluss versiegelst du alles mit einer Creme, damit es möglichst lang auf deiner Haut bleibt und Energievampire dich nicht aussaugen.

Am Morgen reicht die Reinigung mit Wasser, Step 4 bis 10 plus Sonnencreme.

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Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.

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