Kolumne Liebeserklärung: Na bitte, Batka

Ein zaghafter Flirt mit dem Westen: Die weißrussische Regierung erlaubt die visafreie Einreise für fünf Tage ins Land.

Eine Frau hält Getreidegarben in die Höhe

Wenn Sie mal ein weißrussisches Erntefest besuchen wollen – ein Visum für fünf Tage macht's möglich Foto: dpa

Nein, schön ist das nicht. Zehn Tage warten, um dann am Schalter der Konsularabteilung der weißrussischen Botschaft in Berlin den Reisepass entgegenzunehmen – ohne den erwünschten Sichtvermerk. Stattdessen ein Fetzen Papier mit dem Vermerk: Dem Antrag konnte leider nicht stattgegeben werden. Die Visagebühr wird nicht erstattet.

Derlei Misserfolgserlebnisse sollen jedoch schon bald Vergangenheit sein. Das Regime von Präsident Alexander Lukaschenko macht nämlich neuerdings auf Willkommenskultur. Ab dem 12. Februar dürfen Bürger aus 80 Ländern (darunter alle EU-Mitgliedstaaten) für einen fünftägigen Aufenthalt visafrei einreisen – allerdings nur über den Flughafen der Hauptstadt Minsk und nicht etwa in der Holzklasse des Zuges von Paris nach Moskau.

Na bitte, Batka (auf Deutsch Väterchen, wie die Weißrussen ihren Dauerherrscher fast liebevoll nennen). Da geht doch noch etwas. Wobei der zaghafte Flirt mit dem Westen wohl vor allem dem Umstand geschuldet ist, dass es derzeit mit dem Kremlchef Wladimir Putin nicht wirklich rundläuft.

Doch sei es, wie es sei. Weißrussland hat seinen Besuchern einiges zu bieten. Ein veritables Sowjetambiente, das wie in einem Freilichtmuseum besichtigt werden kann, ist garantiert. Und wo sonst in Europa, wenn nicht hier, werden Medien und Opposition so effektiv geknebelt und wird immer noch die Todesstrafe vollstreckt?

Die neuen Einreisebedingungen würden zur Entwicklung des Sporttourismus beitragen, frohlockt dieser Tage der Direktor des nationalen Tourismusverbandes, Walentin Zechmeister. Kann sein oder auch nicht. Zumal sich Weißrussland – außer im Eishockey und Biathlon – im Sport nun wirklich nicht mit vaterländischem Ruhm bekleckert.

Viele, die seinerzeit gehofft hatten, die Olympischen Spiele in China oder im russischen Sotschi würden zu einer nachhaltigen Öffnung der Länder führen, wurden enttäuscht. Aber vielleicht kommt es in Weißrussland ja anders. Dann müsste man Lukaschenko wirklich lieben.

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Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.

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