Kolumne Pflanzen essen: Wir sollten unsere Kämpfe gut wählen

Einen kleinen veganen Shitstorm hat Sarah Wiener für ihre Kritik an Mandelmilch bekommen. Unsere Kolumnistin stimmt das traurig.

Die Köchin Sarah Wiener mit blauer Schürze erklärt mehreren Menschen etwas

Man kann ihr ruhig mal zuhören: Sarah Wiener Foto: dpa

Mandelmilch schmeckt nicht jedem. „Leider enthält industriell hergestellte Mandelmilch nur ca. 2 % Mandeln, dafür aber Stabilisatoren und Emulgatoren, damit sich Wasser und Fett nicht trennen. Außerdem ist sie häufig mit Zucker angereichert und ultrahocherhitzt“, schrieb meine taz-Kolumnistenkollegin Sarah Wiener kürzlich auf Facebook über das Problem des Fertigprodukts. Was darauf folgte, waren viele fiese Kommentare von Veganer*innen, die ich an dieser Stelle nicht wiederholen will.

Diesen Shitstorm fand ich really shit. Warum? Das hängt eng mit dem zusammen, was mich dazu motiviert, vegan zu leben: 1. Ich bin für Tierschutz genau wie für Menschenschutz. Wo Tiere schlecht behandelt werden, ergeht es meist auch den Menschen nicht gut. 2. Ich bin für Umweltschutz. Durch den Verzicht auf Tierprodukte trage ich meinen Teil dazu bei. 3. Ich bin für Gesundheit. Der bewusste und informierte vegane Lebensstil hat mein Leben körperlich wie seelisch tiefgehend positiv verändert. Und genau deshalb ging es mir nahe, als ich einige der Kommentare las.

1. Empathie: So eklig mit einem Mitmenschen umzugehen, ist nicht okay. Nur weil Sarah Wiener keine Veganerin ist, heißt das nicht, dass sie keinen guten Punkt hat. Jemanden von vornherein niederzumachen, nur weil er nicht für das gleiche Team spielt, ist Modus Operandi der Trolle und Trumps dieser Welt.

2. Nachhaltigkeit: Massenproduzierte Mandelmilch ist in der Tat meist nicht nachhaltig – das wurde auch in dem Artikel dargestellt, den Sarah Wiener zu ihrem Facebook-Post verlinkt hatte. Der Mandelanbau verbraucht beispielsweise in Kalifornien, wo ich lebe, extrem viel Wasser, ich kann die Folgen täglich sehen. Das ist weder gut für die Umwelt noch für die Tiere.

3. Gesundheit: Industrielle Fertigprodukte sind oft nicht gesund. Genauso wenig wie im Übrigen Kuhmilch.

Weder in Sarah Wieners Post selbst noch im von ihr verlinkten Artikel wurde Pflanzenmilch an sich verteufelt und Kuhmilch ge­hypet. Im Gegenteil: Als derzeit nachhaltigste Milch nennt der Text Hafermilch.

Ich finde es klasse, dass viele von uns Veganer*innen mit Leidenschaft und, wenn es passt, auch mit Kampfeslust dabei sind. Und es ist gut, dass wir dank Social Media schnell reagieren und große Aufmerksamkeit generieren können. Doch wir sollten unsere Kämpfe bewusst wählen, sonst kommen wir schnell verkrampft rüber. Und reißen dort Brücken ein, wo wir sie besser bauen sollten.

Ich jedenfalls lade Sarah Wiener ganz herzlich zum veganen Dinner ein, um uns mal auszutauschen. Die Hafermilch bringe ich mit.

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