Kolumne Press-Schlag: Nur Nothing Toulouse kann nicht spielen

Der Fußball ist immer und überall, doch interessanter wird er dadurch auch nicht. Es braucht endlich weniger Angst und mehr Panik.

Ich bin eingenickt. Bei der „Sportschau“. Wenn auch nur kurz. Dafür aber sogar zweimal. Das ist unverzeihlich. Das trifft mein Selbstverständnis als Fußball-Aficionado in seinen Grundfesten.

Aber: War ja auch nicht eben prickelnd, der Bundesligasamstag. Fortuna Düsseldorf ist schuld. Erst gab dieser mauernde Aufsteiger fünf Spiele lang den Gegentorverhinderer. Und kaum hatte Klaas-Jan Huntelaar die Serie gemeuchelt, fortuneln alle der Fortuna nach. Jetzt schon zwei Samstage nacheinander nur noch Nullnulls oder öde Zu-null-Siege. Mauern. Angst. So viel zu verlieren! Die Null steht und den Zuschauer legt’s flach.

Nicht mal der Streitstadl beim FC Hollywood will einen erwecken, da können sich Sammer und der Heynckes-Jupp noch so ungelenk heiter betatschen. In der Tabelle stehen zehn Teams im Kontakt zum Zweitliga-Jenseits. Da müsste doch längst unterhaltsame Panik durchbrechen und der erste Übungsleiter verjagt werden. Fürth startet mit vier Zu-null-Heimniederlagen, und Trainer Büskens sagt: „Wir sind eben Fürth.“ Heißt: Mehr können wir erst mal nicht. Subtext: Eigentlich gehören wir hier auch gar nicht hin.

Überall ungebrochen diese Fußballbesoffenheit. Beim Fernsehpreis am Mittwoch war auch ARD-Reporter Peter Grube nominiert, der uns bei Olympia witzig durch die Wildwasserkanukanäle reportierte – mit physikphilosophischer Erkenntnis („Die Wellen verhalten sich nach der Chaostheorie“) und mutiger Gewaltverherrlichung („Jetzt muss sie einen Kanadier schlagen“).

Die Fußballkoriphäen konnte Grube nicht schlagen: Krankenpfleger Mehmet Scholl („Gomez wund liegen“) und der „Sportschau“-Einschläferer Opdenhövel räumten den Preis ab. Scholl geht gar nicht. In seinem neuen Auto-Werbespot tobt eine Horde Kinder fußballernd über ein Golf-Grün. Das ist Schändung.

Im „Sportstudio“ dann das Golf-Original Martin Kaymer, der Ryder-Cup-Gladiator für die Sportgeschichtsbücher. Er war Sidekick über den Monitor für René Adler. Der trägt Brille, als Torwart. Felix Magath trägt auch Brillen, viele, immer kühnere. Magath plant offenbar, nach seinem Rauswurf ins Optikerfach zu wechseln. Erfolg wird er dort auch nicht haben, so wie die aktuelle Sehhilfe aussieht.

Fußball, überall und immer. Bei „Wetten, dass ..?“ kuschelten sich fürs neue Cover der Hosen-CD Tausende Nackte, die öffentlich-rechtlich nur halbnackt waren, zum Logo der einschläfernden Fortuna zusammen. Die van der Vaarts mussten einen Caravan ziehen, originell das. Wettkönig: ein Fußball-Artist. Die Welt ist Fußballfußball. Nur in Aachen musste, wegen Matscheplatz, am Freitag das Spitzenspiel Partisan Eifelstraße gegen Nothing Toulouse ausfallen.

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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