Kolumne So nicht: 48 gute Ideen zur Bundestagswahl

Einige Hinweise zur politischen Willensbildung oder: Was tut die Regierung eigentlich für die in der Türkei inhaftierten deutschen Staatsbürger?

CDU-Wahlwerbung "Merkel für alle"

Alternativlos ist nur eines: #FreeDeniz! Foto: dpa

1.Bundestagswahl ist kein Schnäppchenmarkt. Vergessen Sie die Idee, sich noch umfassend über die besten Angebote zu informieren: Es treten 48 Parteien an. Sie können sich natürlich jeden Tag ein Parteiprogramm vornehmen, dann müssen Sie aber mit einer Last-Minute-Entscheidung leben.

2.–5.Schmeißen Sie Ihr Soziologiestudium und nehmen Sie sich nur die Programme der 40 Kleinstparteien vor, darunter das der „Magdeburger Gartenpartei“, der „V-Partei 3“ oder das von „Die Urbane. Eine Hip-Hop-Partei“. Sie erhalten ein Gesellschaftspanorama über die Klassensprecher dieser Nation.

6.–8. Machen Sie eine Stadttour und gucken sich die Wahlplakate an. Da steht gut und gerne alles drauf, mit dem sie sich nicht weiter beschäftigen müssen.

9.–10. Machen Sie eigene Wahlplakate. Bewerben Sie sich da drauf als Wähler. Fordern Sie beispielsweise: „Wer den ­Yücel und die anderen politischen Geiseln Erdoğans aus dem Knast holt, kriegt meine Stimme.“

11. Rufen Sie jeden Direktkandidaten Ihres Wahlkreises an und fragen Sie ihn oder sie, wie er oder sie sich bisher für die Freilassung der inhaftierten deutschen Staatsbürger in der Türkei eingesetzt hat.

12.Rufen Sie jeden Direktkandidaten Ihres Wahlkreises an und fragen ihn oder sie, wie er oder sie sich nach der Bundestagswahl für die Freilassung der inhaftierten deutschen Staatsbürger in der Türkei einsetzen wird.

13.Denken Sie jeden Morgen nach dem Aufstehen als Erstes daran, wie es wäre, wenn im Bundestag nicht nur Spaßvögel von der CDU, SPD oder AfD sitzen würden, sondern auch ein oder zwei Spaßvögel von der PARTEI.

14. Denken Sie jeden Abend daran, wie es wäre, wenn im Bundestag nicht nur Schnarchnasen von der CDU, SPD oder Linke sitzen würden, sondern auch ein oder zwei Schnarchnasen von der „Partei der Vernunft“.

15. Lassen Sie sich nicht einreden, Sie würden es sich zu einfach machen oder der AfD das Wort reden, wenn Sie finden, dass die amtierende Bundesregierung krasse Scheiße baut.

16. Machen Sie es sich einfach: Nehmen Sie Politiker beim Wort.

17.–20. Machen Sie es sich schwer: Beurteilen Sie Politiker nach ihrem Tun.

21.Fragen Sie sich, ob jetzt, wo „Angela Merkel“ im Duden steht, hinter ihrem Namen wirklich unbedingt „Bundeskanzlerin 2005 bis 2021“ stehen muss.

22.Rekordbundeskanzlerin Angela Merkel? Gucken Sie sich mal im Frauenfußball um. Rekordsieger Deutschland ist geschlagen und Holland ist Europameister. Nichts ist unmöglich.

23.Sie haben jetzt schon mehr als 3 Wochen hinter sich.

24.–48. Die Bundesregierung hat nur noch wenige Tage Zeit. Melden Sie jeden Tag einen Autokorso in Ihrem Wahlkreis an und legen Sie den Verkehr lahm. Fordern Sie die Bundesregierung auf, die türkische Regierung mit wirtschaftlichen Maßnahmen davon zu überzeugen, dass Meşale & Deniz, Peter und alle anderen genauso sehr in Freiheit arbeiten können müssen wie Daimler & BASF, die ­Dönerbude in NRW und alle anderen.

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Seit 2012 Redakteurin | taz am Wochenende. Seit 2008 bei der taz als Meinungs, - Kultur-, Schwerpunkt- und Online-Redakteurin, Veranstaltungskuratorin, Kolumnistin, WM-Korrespondentin, Messenreporterin, Rezensentin und Autorin. Ansonsten ist ihr Typ vor allem als Moderatorin von Literatur-, Gesellschafts- und Politikpodien gefragt. Manche meinen, sie kann einfach moderieren. Sie meint: "Meinungen hab ich selbst genug." Sie hat Religions- und Kulturwissenschaften sowie Südosteuropäische Geschichte zu Ende studiert, ist Herausgeberin der „Jungle World“, war Redakteurin der „Sport-BZ“, Mitgründerin der Hate Poetry und Mitinitiatorin von #FreeDeniz. Sie hat diverse Petitionen unterschrieben, aber noch nie eine Lebensversicherung.

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