Kolumne Wutbürger: Sie wollen doch nur radeln!

Junge Frauen sind eine perfide Untergruppe der Kampfradler: Kindergruppen und alte Leute werden rigoros weggeklingelt. Oder angefahren.

Sie sitzen gerne sehr aufrecht, halten zielstrebig Kurs und haben immer Vorfahrt. Bild: dpa

Seit Boris Becker öffentlich rumjault, Babs habe ihn geschlagen, wird das Thema Frauen und aggressives Verhalten in den Medien als Nachricht mit Neuigkeitswert verhandelt.

Für mich ist das nicht neu, ich fahre nämlich Fahrrad und bin jeden Tag mit jungen Frauen konfrontiert, die aussehen, als ob sie auch für Tiere bremsen, aber in der Realität eine besonders perfide Untergruppe der Kampfradler bilden. Sie unterscheiden sich vom gemeinen Aggro-Radler dadurch, dass sie überhaupt kein Gefühl für ihren aggressiven Fahrstil haben – sie wollen doch nur radeln.

Auf ihrer Tatwaffe, dem Fahrrad, sitzen sie gerne sehr aufrecht, halten zielstrebig Kurs und haben immer Vorfahrt. Egal wie eng der Bürgersteig ist, den sich die Fußgänger mit den Fahrradfahrern teilen müssen, sie halten immer voll drauf. Statt Bremsen haben sie eine große Klingel, die sie im Dauereinsatz betreiben. Kindergruppen, Touristen, alte Leute, eigentlich alle, die sich auf den Fahrradweg verirren, werden rigoros weggeklingelt und im Ernstfall auch mal angefahren.

Ein afrikanischer Flüchtling wagt erneut die gefährliche Überfahrt von Marokko nach Spanien. Dieses Mal will er es professioneller angehen. Ob er so die Angst und das Risiko überwinden kann, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 19./20. Oktober 2013 . Außerdem: Wird man da irre? Ein Schriftsteller über seinen freiwilligen Aufenthalt in der Psychiatrie. Und: Vater und Sohn – Peter Brandt über Willy Brandt, den Kanzler-Vater. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Sie rasen bei Rot über die Ampel, erschrecken Fußgänger und brettern im Dunkeln in schwarzen Klamotten ohne Licht durch die Gegend. Sie sind auch nie bereit, kurz anzuhalten, damit jemand ausparken kann, und überholen einen an den engsten Stellen und gefährden sich und andere dabei. Jüngstes Beispiel ist die junge Frau, die mit großem Schirm einhändig durch den Regen fuhr, mich unbedingt überholen musste, dabei anrempelte, so dass ich fast vom Fahrrad fiel und ohne Reaktion weiterfuhr.

Als ich an der nächsten Ampel frage, ob sie das Wort Rücksicht überhaupt schon mal gehört habe, wurde sie pampig. Vehement verteidigte sie ihr Recht, alle aus dem Weg zu räumen, die ihre Fahrt aufhalten könnten.

Nun ist es Herbst und bald treffe ich die Damen wieder in der Bahn. Ich freue mich schon auf ihre triumphierenden Blicke, wenn sie mal wieder schneller als die Hochschwangere waren und ihr den Sitzplatz wegschnappen konnten.

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