Kommentar 15 Jahre Haus Schwarzenberg: Modellfall für Hausprojekte der Szene

Auch die antikommerziell geprägte linke Projektszene muss lernen, dass es ohne Eigentumsrechte bald nicht mehr viel zu feiern gibt.

Es gibt einen Grund zu feiern. 15 Jahre schon wird das Haus Schwarzenberg von Kulturprojekten genutzt. Direkt am Hackeschen Markt, zwischen Starbucks und H&M. Mit seiner Mischung aus blätterndem Putz, rostigen Skulpturen und bunter Kunst wirkt das Haus Schwarzenberg wie das perfekte Nachwende-Mitte-Memorial. Tatsächlich ist es mehr: ein Musterbeispiel für alle Hausprojekte.

Wenn sie ihre kleine Utopie sichern wollen, hilft nur eins: Sie müssen das Verfügungsrecht über ihre Immobilie bekommen. Die Schwarzenberg-Nutzer konnten in der entscheidenden Phase erst ein paar Politiker und über diese die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte für sich gewinnen, die das Gebäude kaufte. Dieser Weg war nur einer von vielen möglichen. Entscheidend war das Ziel. Das Haus wurde langfristig vor dem Verwertungsdruck des Immobilienmarktes geschützt.

Wie wichtig das ist, ist ein paar hundert Meter weiter im Kunsthaus Tacheles zu sehen. Als dessen Nutzer Ende der 90er Jahre einen wahnsinnig günstigen Zehn-Jahres-Vertrag ergattert hatten, wurde auch dort gefeiert. Zehn Jahre, das schien eine lange Zeit. Wie dramatisch die Lage danach sein kann, ist heute unübersehbar. Längst droht wieder die Räumung.

Auch das Haus Schwarzenberg ist nicht für alle Zeiten geschützt. Das Projekt muss darauf vertrauen, dass die Wohnungsbaugesellschaft landeseigen bleibt und nicht das Interesse verliert. Für alle, die es ganz sicher haben wollen, bleibt nur eine Lösung: Sie müssen irgendwie die Eigentumsrechte am Objekt erwerben. Eine Einsicht, mit der sich die antikommerziell geprägte linke Projekteszene leider nur schwer anfreunden kann.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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