Kommentar: Abstimmung über Flüchtlingsunterkunft: Gruppendruck erlegen

Die Debatte über eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Undeloh hätte man unterbinden müssen - statt auch noch denen das Wort reden, die am lautesten schreien.

Krass, was für rassistische Ressentiments sich auf der Gemeinderatssitzung in Undeloh in der Debatte über eine Flüchtlingsunterkunft offenbart haben. So dämliche Sätze von Lagerfeuer anzündenden Flüchtlingen, deren Anblick den Touristen nicht zuzumuten sei, hört man dann doch nicht so oft.

Nun kann leicht der Eindruck entstehen, Undeloh sei ein Dorf voller Rassisten. Das stimmt so nicht, haben in den vergangenen Tagen doch viele Anwohner, die nicht an der Sitzung teilgenommen haben, an das örtliche Wochenblatt geschrieben und sich für die Unterkunft ausgesprochen. Es haben also eher die Dümmsten am lautesten geschrien – und wurden gehört.

Und eben das hätte nicht passieren dürfen. Der Leiter der Sitzung, Undelohs Bürgermeister Albert Homann, hätte diese elende Debatte unterbinden müssen. Stattdessen hat er sich dem Gruppenzwang hingegeben und auch noch die eigentlich geheime Abstimmung über die geplante Unterkunft zu einer öffentlichen gemacht. Da saßen also die neun Gemeinderatsmitglieder den pöbelnden Anwohnern gegenüber und mussten Farbe bekennen. Nun hätte man sich gewünscht, dass sich wenigstens einer getraut hätte, für die Unterkunft zu stimmen. Aber den Mut hatte leider keiner.

Der Landkreis Harburg sollte sich über das Nein des Undeloher Gemeinderats hinwegsetzen und noch mal das Gespräch suchen. So kann man das nicht stehenlassen.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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