Kommentar Agrarreform der EU: Die Verbraucher sind weiter

Aus Angst, die Agrarlobby zu verschrecken, bremst die Politik eine ökologische Agrarreform aus. Und das obwohl sogar die Wirtschaft mitgezogen hätte.

Es wäre einfach zu schön gewesen. Eine ökologische Agrarreform auf EU-Ebene, die stärkere Förderung von kleinen Betrieben, von ökologischem Landbau, naturbelassenen Flächen und damit merkbare Auswirkungen auf Klima, Biodiversität und den Geruch in der Nachbarschaft derzeitiger Massenställe. Doch der Öko-Vorschlag der EU-Kommission wird wohl auf dem Papier bleiben, die Praxis stattdessen die altbekannte: große Subventionen für große Betriebe.

Dabei planen EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und die Bundesregierung, die ihre Interessen in der EU erfolgreich durchsetzt, am Trend unter Verbrauchern vorbei. Der geht nicht nur hin zu ökologisch erzeugten Produkten, sondern auch zu solchen aus der eigenen Region.

Das betrifft längst nicht mehr nur Produkte wie Wein und Honig. Regional erzeugtes Öl, aus heimischen Saaten vor Ort gepresst, ist genauso zu haben wie Obst und Gemüse, Kleidung und Kerzen. Für nahezu jede Region gibt es eine Initiative, eine Genossenschaft oder einen Verein, der sich darum kümmert, Akteure zusammenzubringen und die Produkte auf Märkten oder in Dorfläden zu platzieren. Auch die großen Handelsketten haben begonnen, die Nachfrage seitens der Verbraucher als Markt zu entdecken, und entwickeln zunehmend regionale Marken oder bewerben Produkte aus der Region besonders.

Natürlich ergeben sich daraus wiederum neue Probleme. Als regional vermarktete Produkte beispielsweise, die so regional dann doch nicht sind. An der Nachfrage, dem Interesse der Konsumenten, regionale und nachhaltige wirtschaftliche Strukturen zu unterstützen, ändert das aber nichts.

ist Redakteurin für Netzökonomie der taz.

Die Situation ist somit einzigartig: Die Verbraucher stoßen eine Entwicklung an. In der EU-Kommission gibt es eine gute Idee, die diese Entwicklung unterstützen und vorantreiben würde. Die Wirtschaft geht – zumindest in Ansätzen – mit. Und die Politik bremst. Aus Angst, die große Agrarlobby zu verschrecken.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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