Kommentar „Animal Peace“: Tierliebe und Menschenhass

Die Tierrechtsorganisation „Animal Peace“ freut sich, dass ein Bulle einen Bauern getötet hat. Damit manövriert sie sich moralisch ins Aus.

„Je suis Kuh“: Kein Problem, wenn diese Kuh das behauptet Bild: dpa

Ein Bauer wird von einem wild gewordenen Stier tödlich verletzt und die Tierrechtsorganisation „Animal Peace“ bejubelt den Bullen als Helden und beschimpft den toten Bauern als Sklavenhalter. Und: Man wünscht sich noch mehr solch tödlicher Attacken. Unglaublich, aber genau so passiert.

Selbst nach heftigen Protesten aus allen Ecken der Republik sind die Aktivisten von „Animal Peace“ nicht bereit, sich für ihr hirnrissiges Statement bei der Familie des betroffenen Bauern zu entschuldigen und selbstkritisch zurück zu rudern. Stattdessen gräbt man sich weiter in den Schützengraben ein und produziert immer neue, aus Beton und Dummheit gegossene Stellungnahmen.

Über die geistige Verfassung der Organisation und ihre Aktivisten braucht man nach alldem kein Wort mehr zu verlieren. Immerhin wird durch solche Vorgänge klar, wer sich da alles in der Veggieszene tummelt. Dies wird zu einer Klärung und Bereinigung führen, wie die Distanzierungen von vielen anderen Tierschutz-Organisationen zeigen.

„Animal Peace“ hat sich endgültig ins Aus manövriert – und wer immer für solche Statements Sympathie empfindet gleich mit. Tierliebe darf nicht zu Menschenhass führen. Auch nicht, wenn Frust und Verzweiflung über die anhaltenden Quälereien in der Massentierhaltung groß sind.

Mitgefühl oder Menschenverachtung

Die Vegetarier- und Veganerwelle, die inzwischen auch hartnäckige Schnitzelfreunde nachdenklich stimmt, lebt von vielen guten Argumenten und von ihrer moralischen Integrität. Die wird beschädigt, wenn ein Tier plötzlich gleichberechtigt auf Menschenebene erhoben wird oder sogar noch darüber hinaus.

Für bessere Haltungsbedingungen in den Ställen zu kämpfen, heißt Mitgefühl zu entwickeln. Das kann glaubwürdig und überzeugend nur derjenige, der frei ist von Menschenverachtung.

Im großen Bündnis der Agraropposition, die zu einer respektablen Massenbewegung angewachsen ist, dürfen Organisationen wie „Animal Peace“ keinen Platz haben. Schon ihre Stellungnahmen nach den tödlichen Angriffen von Paris – „je suis Kuh, je suis Schwein“ – haben gezeigt, wie sehr sich diese Tierschützer verrannt haben. Der Kreatur im Stall haben sie damit sicher nicht geholfen.

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Manfred Kriener, Jahrgang 1953, ist Umweltjournalist und Autor in Berlin. Themenschwerpunkte: Klima, Umwelt, Landwirtschaft sowie Essen & Trinken. Kriener war elf Jahre lang taz-Ökologieredakteur, danach Gründungschefredakteur des Slow-Food-Magazins und des Umweltmagazins zeozwei.. Zuletzt erschienen: "Leckerland ist abgebrannt - Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur". Das Buch schaffte es in die Spiegel-Bestsellerliste und wurde von Umweltministerin Svenja Schulze in der taz vorgestellt. Kriener arbeitet im Journalistenbüro www.textetage.com in Kreuzberg.

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