Kommentar Anschläge auf Autos rückläufig: Das Rätsel der linken Gewalt

Die Zahl der politisch motivierten Brandanschläge auf Autos drastisch zurückgegangen. Der Innensenator jeubelt dennoch nicht. Denn es fehlt eine Erklärung.

Man stelle sich vor, Arbeitssenatorin Carola Bluhm hätte die frohe Botschaft zu verkünden, dass die Zahl der Joblosen rund 80 Prozent niedriger liege als im Vorjahr. Sie würde sich heftigst auf die Schulter klopfen. Nun, diese Nachricht gibt es leider nicht. Stattdessen konnte Innensenator Ehrhart Körting am Dienstag verkünden, dass die Zahl politisch motivierter Anschläge auf Fahrzeuge um fast 80 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt. Doch von Schulterklopfen keine Spur.

Die Erklärung dafür ist einfach. Er hat keine. Das ist schade. Denn eigentlich ist Körting einer der seltenen Innenpolitiker, die genau hingucken. Und nicht nur auf mehr Polizei setzen. Hier aber fällt ihm nur ein, eine klare Distanzierung von allen Gewalttätern zu fordern. Das ist richtig und wichtig. Doch wer dauerhaft etwas ändern will, muss analysieren, was zum Erfolg geführt hat. Vielleicht war es die Repression. Vielleicht waren es aber auch die auf Bezirksebene geführten Dialoge mit der linken Szene. Niemand weiß das.

Ein genaues Hingucken würde man sich auch bezüglich der Explosion bei der Demo am Samstag wünschen. Denn wer gegen solchen Wahnsinn angehen will, muss ihn verstehen, muss wissen, ob da jemand mit der Dummheit eines besoffenen Silvesteridioten geballert hat, oder ob ein Sprengsatz präpariert wurde in der Absicht, Menschen brutal zu verletzen. Derzeit hat man leider den Eindruck, als würde der Knaller noch schlimmer dargestellt, als er vielleicht war. Das ist nur nötig, wenn man die Absicht verfolgt, Gesetze zu verschärfen. Jeder vernünftige Denkende weiß auch so, dass es vollkommen unakzeptabel ist, solche Knaller in einer Menschenmenge zu zünden.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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