Kommentar Atomgespräche Iran: Die Kriegsgefahr bleibt

Längst liegen alle Elemente für eine schrittweise Lösung des Konflikts auf dem Tisch. Doch die Dynamik des US-Wahlkampfes lassen Vereinbarungen vor November nicht zu.

Die positiven Istanbuler Gespräche über das iranische Atomprogramm mit der Einigung auf ein nächstes Treffen am 23. Mai bedeuten zunächst ein paar Wochen Zeitgewinn. Vor allem für den um seine Wiederwahl besorgten US-Präsidenten Barak Obama.

Unter Druck von immer unverblümteren Kriegsdrohungen der israelischen Regierung gegen Iran sowie von entsprechenden Forderungen ihrer republikanischen Widersacher hatte die Obama-Administration seit dem vergangenen Herbst gegenüber Teheran mit verschärften Sanktionen und neuen Forderungen erheblich draufgesattelt. Jetzt kann der US-Präsident darauf verweisen, dass diese harte Linie erfolgreich und ein Militärschlag gegen iranische Atomanlagen nicht erforderlich ist.

Damit ist aber noch nicht sicher, dass auch der israelische Premier die Kriegsoption endlich vom Tisch nimmt. Ihm diente die Eskalation des Streits über das Atomprogramm in den vergangenen Monaten nicht zuletzt zur Ablenkung vom israelisch-palästinensischen Konflikt.

Jetzt gehe es darum, den Streit über das Atomprogramm Irans „Schritt für Schritt beizulegen“, erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Schon längst liegen alle erforderlichen Elemente für eine schrittweise Lösung durch wechselhafte Konzessionen zunächst der iranischen Seite und dann der westlichen Staaten auf dem Tisch. Sie wurden in Istanbul sowie bei früheren Gesprächsrunden zum Teil bereits im Detail besprochen.

Doch die Dynamiken des US-Wahlkampfes wie der gegenseitigen Beziehungen zwischen den USA, Israel und Iran lassen eine entsprechende Vereinbarung vor einer eventuellen Wiederwahl Obamas Anfang November offenbar nicht zu. Bis dahin bleibt auch die Gefahr eines Krieges bestehen.

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Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.

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