Kommentar Atommüll: Endlagerung und kein Ende

Erst fiel das frühere Salzbergwerk Morsleben als Endlager für Atommüll aus, jetzt auch Asse. Zeit für Atomkraftbefürworter, sich zu fragen, ob Gorleben als Endlager geeignet ist.

Die Endlagerung von Atommüll auf deutschem Boden ist gescheitert. Zwei Versuche hat es gegeben, und beide haben gefährliche Altlasten hinterlassen. Die DDR lagerte bis zur Wende ihren Atommüll im Endlager Morsleben ein, später steuerte auch das vereinte Deutschland noch eine Zeit lang etwas bei. Zuvor hatte die alte Bundesrepublik ihn bis 1978 im Versuchsendlager Asse deponiert, nur 40 Kilometer von Morsleben entfernt.

In beiden Endlagern wurde nicht nur die gleiche Technik verwendet, bei der die Atommüllfässer zum Teil einfach von oben in den Schacht gekippt wurden. Beide Endlager ähneln sich auch in ihrer Struktur: Sie sind ehemalige Salzbergwerke, die wegen der großen Hohlräume einsturzgefährdet sind. Und nicht nur in die Asse ist gefährliche Lauge eingesickert, sondern auch in die Morslebener Schächte.

Der Unterschied liegt vor allem darin, wie die beiden Endlager durch die Politik behandelt werden. In Morsleben hat das Bundesamt für Strahlenschutz 1997 ein "Planfeststellungsverfahren" eingeleitet, um das Endlager stillzulegen. Dort wurde etwa eine halbe Milliarde investiert, um die Grube abdichten, verfüllen und sichern zu lassen. Die Gegner der Asse klagen seit Langem vergebens darauf, dass es auch dort zur Stilllegung kommt. Denn in der Asse tritt weiter Lauge zu, und die Experten rätseln darüber, wie lange der Schacht wohl noch stehen wird. Es wird also Zeit, dass das Bundesamt für Strahlenschutz, das schon für Morsleben zuständig ist, auch endlich die Schachtanlage Asse übernimmt. Billig wird das allerdings nicht.

Die Probleme in der Asse werfen auch die Frage auf, ob das von der Atomwirtschaft so vehement geforderte Endlager in Gorleben dafür so geeignet ist. Auch dort soll der Atommüll in Salzgestein gelagert werden, auch dort ignorieren die Betreiber alle Warnungen vor geologischen Problemen.

Solchen Fragen müssen sich die Befürworter längerer Laufzeiten der Atomkraftwerke jetzt aber stellen. Denn so, wie niemand in ein Flugzeug steigen würde, für das noch keine Landebahn existiert, kann auch niemand die Produktion von strahlendem Atommüll wollen, wenn dessen endgültiger Verbleib völlig ungeklärt ist.

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