Kommentar Atomwaffen in Nordkorea: Gefährlicher denn je

Kim Jong Un zeigt Stärke. Sein Versprechen, Atomwaffen nur zur Verteidigung einzusetzten, ist keine Geste der Versöhnung.

Fröhliche Kinder auf einem Karussell mit Fluggeräten

Nordkoreas strahlende Zukunft Foto: reuters

Nach dem heftigen Säbelrasseln in den vergangenen Wochen schlägt Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nun gemäßigtere Töne an. Auf dem großen Parteikongress – dem ersten seit 36 Jahren – verkündete er, dass sein Land Atomwaffen nur dann einsetzen wolle, wenn andere Nationen sein Land nuklear bedrohten. Außerdem wolle er die Beziehungen auch zu den Staaten normalisieren, die in der Vergangenheit feindselig waren.

Sind das die versöhnlichen Worte aus Pjöngjang, auf die die Welt so lange gewartet hat? Nein, der Schein trügt. Genau das Gegenteil ist der Fall. Kims Angebot kommt aus einer Position der Stärke. In Wahrheit ist Kim gefährlicher denn je.

Tatsächlich ist es ihm gelungen, mit den mehrfachen Atombombentests und den abgeschossenen Langstreckenraketen seine Macht konsequent auszubauen. Auch wenn es sich bei der Bombe Anfang Januar nicht wie von Pjöngjang behauptet um die Zündung einer Wasserstoffbombe handelte und zuletzt mehrere Raketen nur wenige Sekunden nach ihrem Abschuss ins Meer krachten: Allein die Häufung dieser Experimente zeigt, dass Nordkoreas Atomprogramm zuletzt technisch große Fortschritte gemacht hat.

Abgesehen von internen Widersacher die er eh umbringen ließ, zollen dem jungen Kim nun auch diejenigen Respekt, die bislang Zweifel an seiner Führungsstärke hatten. Mit dem großen Parteikongress in diesen Tagen demonstriert er diese Einheit. Doch auch von außen wagt es keiner mehr, ihn zu stürzen. Zu groß ist die Angst, dass er mit einem Atomschlag antwortet.

So bitter es klingt: Das völlig verarmte Nordkorea ist nun wirklich zu einer Atommacht aufgestiegen. Dem Rest der Welt bleibt nichts anderes übrig, als diesem Schurkenstaat diesen Status zuzuerkennen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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