Kommentar Aus für die "Zweite Hand": Warnung an die Hinterbliebenen

Die Weigerung, den Entlassenen Abfindungen zu zahlen, sollte den übrigen Mitarbeitern des Tagesspiegel-Imperiums zu denken geben. Das könnte der Präzedenzfall sein.

Sie war mal Kult, die Zweite Hand, Mutter aller Annoncenblättchen. In jenen Zeiten, als man noch nicht im Internet nach allem und jedem suchen konnte, war sie der angesagte Ort, um kostenlos Wohnungen, Gebrauchtautos oder Klaviere zu finden. Dass dieses Geschäftsmodell in Zeiten von Ebay-Kleinanzeigen schwierig geworden ist, liegt auf der Hand. Aber mit einem gelungenen Online-Auftritt hätte sich die Zweite Hand vielleicht in die neue Zeit retten können.

Jetzt aber – nachdem die Geschäftsführung offenbar ein paar Jährchen geschlafen hat – den Mitarbeitern, die die Suppe auslöffeln müssen, die Abfindungen vorzuenthalten ist besonders dreist. Natürlich wäre das teuer. Viele der 16 Betroffenen arbeiten seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen. Da kämen schon mal 70.000 Euro und mehr pro Nase heraus. Solche Summen spart jeder gern, auch wenn man sich wie der Holzbrinck-Konzern „Familienunternehmen“ nennt.

Denn auch solche unterliegen der kapitalistischen Logik: Da werden Tochterunternehmen gegründet, was das Zeug hält, Dienstleistungen ausgelagert, Arbeitsbedingungen verschlechtert – alles, was Geld bringt, ist recht. Die übrigen Mitarbeiter im Tagesspiegel-Konzern sollte der Fall Zweite Hand daher aufhorchen lassen: So wird mit euch vielleicht auch mal umgesprungen. Denn der Konzern hat nun gezeigt, worauf er Wert legt.

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Jahrgang 1969, seit 2003 bei der taz, erst in Köln, seit 2007 in Berlin. Ist im Berliner Lokalteil verantwortlich für die Themenbereiche Migration und Antirassismus.

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