Kommentar BID-Pläne: Miese Augenwischerei

BID-Pläne bedrohen das traditionelle Vergnügungsviertel.

Nach dem Neuen Wall oder dem Passagenviertel erreicht der Business Improvement District (BID) nun auch St. Pauli. Die Notwendigkeit wird damit begründet, dass „Elemente des traditionellen Vergnügungsviertels allmählich verschwinden, die das besondere Flair und Milieu dieses Stadtteils ausmachen“. Das stimmt. Aber was soll daran ein Modell ändern, das 2005 mit dem Gesetz zur „Stärkung der Einzelhandels- und Dienstleistungszentren“ eingeführt wurde?

Gar nichts. Denn was sich die BID-Befürworter ausgedacht haben, um „Milieu und Flair“ am Verschwinden zu hindern, ist miese Augenwischerei. Oberstes Ziel ist, die Besucher zu Kunden zu machen, darum sollen Infopoints und ein Fußgängerleitsystem wie in der Innenstadt her. Das hat dann den Flair der Europapassage.

Sollen sie doch einfach sagen, dass sie eine Fußgängerzone mit Verrucht-Faktor für den Shopping-Nervenkitzel wollen. Und nicht so tun, als ginge es ernsthaft um den Erhalt des Viertels. Aber das macht natürlich niemand, weil sich „Elemente des Viertels erhalten“ viel kuscheliger anhört.

Sind die Besucher dann alle zu Kunden geworden, stören all jene, die keine Kunden sein wollen oder können. Und da ist so ein privatisierter öffentlicher Raum dann sehr nützlich, um das Shopping-Flair sauber zu halten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.