Kommentar Berlin-Tourismus: Ausverkauf ist schlecht fürs Image

Der Senat freut sich über den Tourismusboom - und untergräbt gleichzeitig das Image der kreativ-alternativen Metropole, das ihn befördert.

Skurril ist es schon: Da legt das Land die neuen Tourismuszahlen vor und freut sich, zu welchem Boom das Image der kreativ-alternativen Metropole beiträgt. Gleichzeitig warnt die landeseigene Tourismusagentur davor, zu viel über das Clubsterben zu berichten - es könnte das Image beschädigen.

Was das heißt? Selbst den Verantwortlichen dämmert, wie widersprüchlich ihre Politik ist: Sie wissen, wie sehr die Anziehungskraft Berlins von der - auch alternativen - Kulturszene lebt, und untergraben sie doch selbst: sei es durch den Ausverkauf landeseigener Grundstücke, die einen Gestaltungsspielraum lassen würden, durch Nichthandeln wie bei den bedrohten Projekten Tacheles und Schokoladen, aber auch indem sie darauf verzichten, eine breite Diskussion anzustoßen, wo Berlin eigentlich hinsoll. Die ist aber überfällig: Schließlich haben sich die Voraussetzungen für die auf einmal wieder wachsende und sich sozial im Umbruch befindende Stadt in den letzten Jahren stark gewandelt.

Platz für viele Subkulturen

Da ist es weniger ein Problem, dass die Wirtschaftssenatorin mehr Geschäftsreisende anlocken will. Berlin hat Raum für viele Subkulturen. Nur darf diese Politik nicht auf Kosten derer gehen, die hier leben und der Stadt erst zum aktuellen Aufschwung verholfen haben. Jenseits davon, von der Marke Berlin zu schwärmen, sind jetzt von der Politik Taten gefragt, um Berlin die Freiräume zu erhalten, die es braucht, um Berlin zu bleiben. Gut, dass das zumindest bei manchen Politikern - wie dem Bürgermeister von Mitte - inzwischen angekommen ist.

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Freie Journalistin. Schreibt zu Lateinamerika und der arabischen Welt, Ökologie und globaler Wirtschaft.

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