Kommentar Blockupy: Alles fließt

Der Bündnisprozess rund um die Blockupy-Proteste in Frankfurt ist ein Testlabor für eine links orientierte Graswurzelpolitik.

Blockupy in Aktion: Hier bei der Eröffnung der EZB in Frankfurt am Main im November 2014. Bild: reuters

Kennen Sie die Postautonomen? Das sind die, die sich als linksradikal bezeichnen, immer von Prozessen und Interventionen reden – und bei denen das meiste eine Strömung ist und das Herrschende eine Hegemonie.

Die Postautonomen sind oft freundliche Menschen, und das Sympathische an ihnen ist: Sie wollen die Gesellschaft verändern. Ein bisschen radikal, aber nicht aufs Maul. Wenn im März in Frankfurt das Blockupy-Bündnis zu seinen Großprotesten auf die Straßen ruft, schlägt die Stunde der Postautonomen. Vor allem aber schlägt denen dann: die Stunde der Wahrheit.

Der Bündnisprozess rund um die Blockupy-Proteste in Frankfurt ist in erster Linie ein Testlabor für eine entscheidende europäische Zukunftsfrage: Kann es gelingen, eine links orientierte Graswurzelpolitik als grenzüberschreitendes europäisches Basisprojekt zu etablieren?

Daran arbeitet das Bündnis seit nunmehr drei Jahren. Dass gerade das postautonome Spektrum hier eine Rolle spielt, liegt nahe. Erstens sind sie Profis in Sachen verschwimmender Grenzen. Zweitens sind den verhältnismäßig undogmatischen, pragmatisch organisierten Linksradikalen einige Erfolge zuzuschreiben, wenn es um massenhaften zivilen Ungehorsam wie die Naziblockaden von Dresden ging.

Derzeit hat das Spektrum viel mit sich selbst zu tun. Einige Gruppen haben sich aufgelöst, andere sich neu zusammengeschlossen. Bei der Selbstfindung geht es auch um die Frage, wie viel Radikalität, wie viel Anschlussfähigkeit gegeben sein muss.

Die Zahl der Blockupy-Demonstranten in Frankfurt wird deshalb nicht nur Schlüsse über die Unzufriedenheit der Menschen mit der europäischen Sparpolitik zulassen, sondern auch zur Frage: Wie flüssig sind Europas Linke? Und: Was haben die Postautonomen richtig gemacht – oder falsch?

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