Kommentar Chinas Börsencrash: Weltkrise unwahrscheinlich

Der Aktiencrash ist ein Zeichen dafür, dass sich die Chinas Wirtschaft im Umbau befindet. Das Land wird zu einer „normalen“ Industrienation.

Eine Frau steht vor Stühlen und schaut auf eine Tafel

Ersparnisse weg? Eine Frau schaut auf die Aktienindizes. Grün bedeutet fallende Preise. Foto: ap

Beim Kursrutsch an den Börsen werden ungute Erinnerungen wach: Droht etwa wieder eine Finanzkrise? Die ist jederzeit möglich, denn weltweit ist viel zu viel Geld unterwegs und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zum nächsten Crash kommt. Aber wann sich dieser Einbruch genau ereignet, kann niemand vorhersagen.

Der Aktiencrash ist zunächst ein Zeichen dafür, dass sich die chinesische Wirtschaft in einem radikalen Umbau befindet. Aus einem Schwellenland wird ein „normales“ Industrieland. Das chinesische Modell beruhte ursprünglich darauf, vor allem auf den Export zu setzen. Diese Strategie war zwar richtig, ist aber ausgereizt: Die chinesischen Löhne steigen, was die Waren verteuert, und gleichzeitig sind die weltweiten Märkte gesättigt. Noch mehr Produkte aus China will keiner.

Um weiteres Wachstum zu erzeugen, müssten die Chinesen jetzt auf ihren eigenen Binnenmarkt setzen, wie die Führung klar erkannt hat. Der Konsum im Land muss steigen. Doch viele Chinesen sparen lieber fürs Alter, weil eine ausreichende Sozialversicherung fehlt. Was dem Einzelnen sinnvoll scheint, führt gesamtwirtschaftlich zu einem Megaproblem: Wohin mit dem vielen Geld?

Um die überschüssigen Mittel abzusaugen, wurden die chinesischen Börsen auch für Kleinanleger geöffnet und es zur patriotischen Pflicht erklärt, in die heimische Industrie zu investieren. Ausgerechnet die „Kleinen“ haben jetzt einen großen Teil ihrer Ersparnisse verloren. Für die chinesische Führung dürfte es noch sehr ungemütlich werden, wenn das Volk versteht, dass es von der eigenen Machtelite betrogen wurde.

Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Turbulenzen in China jetzt zu einer weltweiten Finanzkrise führen. Denn westliche Investoren dürfen an den chinesischen Börsen gar nicht spekulieren. Also trifft es die hiesigen Banken und Fonds nicht, wenn die Kurse in Schanghai purzeln. Es gibt keine direkte „Ansteckungsgefahr“.

Eigentlich. Das Risiko ist nicht China – sondern der Herdentrieb der Spekulanten. Es ist nicht auszuschließen, dass sie in eine kollektive Panik verfallen. Nach dem Motto: Wenn China wackelt, wackeln auch andere Schwellenländer. Reine Psychologie kann manchmal ausreichen, dass aus einer lokalen Krise ein globales Desaster wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.