Kommentar Deutsche Bankenfusion: Wenn Zombies zusammenkommen

Noch ist nichts entschieden. Aber die Zusammenführung von Deutscher und Commerzbank stünde unter dem Zeichen der Krise.

Menschen putzen eine Glas-Fassade

Kommt die Fusion mit der Deutschen Bank? Bisher ist das noch nicht ausgemacht Foto: ap

Ob eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank kommen wird, ist völlig offen. Aber klar ist: Es wäre eine Heirat von zwei Zombiebanken. Beide Institute sind strukturell in der Krise und haben kein Modell, wie sie in Zukunft dauerhaft Gewinne einfahren wollen. Die Deutsche Bank leidet an ihrem Investmentbanking in London, das vor allem Risiken, aber kaum Profite generiert. Die Commerzbank weist zwar neuerdings Gewinne aus, ist aber seit der Finanzkrise bleibend geschädigt und dezimiert.

Eine Fusion würde da keine neuen Impulse liefern – sondern höchstens die Kosten senken, indem man Filialen zusammenlegt und die Hauptverwaltung ausdünnt. Bis zu 30.000 Stellen könnten wegfallen, wurde schon geschätzt. Aber selbst diese Schrumpfkur ist nicht ohne Risiko: Bankfusionen verschlingen erst einmal Geld, statt es einzusparen, weil es Jahre dauert, Abteilungen zusammenzulegen und die Prozesse zu koordinieren. Abschreckende Beispiele waren die Fusionen von Dresdner Bank und Commerzbank, aber auch von Deutscher Bank und Postbank.

Da die Probleme von Deutscher Bank und Commerzbank nicht neu sind, sind auch die Fusionsüberlegungen nicht taufrisch. Bereits seit Jahren wird überlegt und spekuliert, ob die beiden Banken nicht zusammengehen sollten. Bisher erschienen die Risiken zu groß.

Doch plötzlich gibt es einen neuen Player: die Bundesregierung. Finanzminister Olaf Scholz und sein Staatssekretär Jörg Kukies lassen immer wieder wissen, dass sie sich für einen „nationalen Champion“ einsetzen würden. Das klingt nach Stärke und globaler Wettbewerbsfähigkeit – doch diesen „nationalen Champion“ benötigt niemand. Deutschlands Firmen können sich schon jetzt das nötige Geld leihen, wenn sie international expandieren wollen.

Nationaler Champion

Auch Scholz weiß natürlich, dass das hübsche Etikett „nationaler Champion“ nichts daran ändern würde, dass eine fusionierte Commerz-Deutsche Bank kein tragfähiges Geschäftsmodell hätte. Den Finanzminister treibt keine Vision – sondern der Mut der Verzweiflung. Es geht nur darum, den Schaden möglichst klein zu halten, wenn die nächste Finanzkrise eintritt.

Die Deutsche Bank und auch die Commerzbank sind so labil, dass sie bei jedem neuen Crash garantiert zu Sanierungsfällen würden, die den Staat Milliarden kosten. Sind die beiden Banken bis dahin geschrumpft, wird es vielleicht weniger teuer. Wie die Fusionsgespräche ausgehen ist ungewiss. Aber das eigentliche Signal bleibt: Das Ende der deutschen Privatbanken ist absehbar.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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