Kommentar Elektromobilität: Kein Massenmarkt für E-Autos

Die Bundesregierung überdenkt ihre Ziele bei der Elektromobilität. Das ist richtig so – größere Einsparpotenziale liegen bei der Entwicklung effizienterer Fahrzeuge.

Während die europäische Automobilindustrie unter einer bedrohlichen Absatzkrise im Süden und Westen des Kontinents leidet, gönnt sich Deutschland eine Debatte über Elektrofahrzeuge. Die Bundesrepublik möchte gern Leitmarkt für Elektromobilität werden. Aber auf absehbare Zeit sind viele Elektroautos, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, schlicht Ladenhüter.

Daran würde sich vorläufig auch nichts ändern, wenn der Staat mit einer Anschaffungsprämie nachhelfen würde, die die Autoindustrie immer wieder ins Gespräch bringt. Elektroautos haben vorerst keine Chance, den Sprung in den privaten Massenmarkt zu schaffen.

Die deutschen Autokäufer haben nämlich hohe, durchaus nachvollziehbare Ansprüche, die reine Elektroautos derzeit nicht erfüllen können. Die Fahrzeuge müssen sicher und zuverlässig sein, auch im Winter; sie sollen eine hohe Reichweite haben und schnell betankt werden können; vor allem aber dürfen sie über die gesamte Lebensdauer nicht viel mehr kosten als herkömmliche Fahrzeuge.

ist Redakteur im taz-Ressort Ökologie und Wirtschaft.

Diese Ansprüche lassen sich nicht einfach wegzaubern, indem der Staat jedem Autokäufer eine Prämie von mehreren tausend Euro schenkt. Dass diese Strategie nicht funktioniert, lässt sich derzeit in den USA und Frankreich beobachten. Daher ist Skepsis gegenüber dem Ziel der Bundesregierung angebracht, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein sollen.

Vorläufig wäre es sinnvoll, die Ziele zu modifizieren. Können beispielsweise Fahrzeugflotten von Unternehmen und Behörden mit Elektroautos bestückt werden, die nachts in der Tiefgarage ihre Batterien aufladen? Gibt es Möglichkeiten, Elektroantriebe so mit herkömmlichen Antrieben zu kombinieren, ohne dass die Fahrzeugkosten allzu sehr ausufern? Japanische Hersteller sind schließlich bei den Hybriden gut vorangekommen.

Langfristig ist es richtig, Alternativen zu Benzin und Diesel zu schaffen – Erdöl ist ein endlicher Rohstoff. Aber die großen Einsparpotenziale liegen nicht bei den Elektroautos, die ebenfalls massenhaft Rohstoffe verbrauchen, sondern bei der Entwicklung und besseren Vermarktung effizienterer und leichterer Fahrzeuge. Und: Wenn sie sich rechnet und sinnvoll ist, kann sich Elektromobilität von allein durchsetzen – zum Beispiel bei Fahrrädern.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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