Kommentar Elon Musk: Der Tesla-Trump

Mit einem irrwitzigen Tweet erregt Elon Musk schon wieder Aufsehen. Das ist folgerichtig, denn für ihn ist Aufmerksamkeit eine wichtige Währung.

Musk vor einem Tesla

Hauptsache Aufmerksamkeit: Elon Musk preist den neuen Tesla Roadster 2 an Foto: rtr

Wenn Sie diese Zeilen lesen, hat Elon Musk schon gewonnen. Für den „schillernden“ Unternehmer gibt es im Grunde zwei Währungen: US-Dollar und Aufmerksamkeit. Die braucht er auch. Denn Musk handelt vor allem mit Visionen. Mal erfolgreich, mal weniger.

Bei Paypal, dem derzeit wichtigsten Onlinebezahlsystem weltweit, gründete er mit, seine Weltraumfirma Spacex schießt die stärkste Rakete der Welt ins All, Menschen auf dem Mars sollen angeblich folgen. Musks Hyperloop, eine Art Röhren-Transrapid, könnte mit 1.200 Stundenkilometern Geschwindigkeit gar eines Tages die Nahverkehrsprobleme der Welt lösen.

Sollen, könnte, angeblich – merken Sie was? Großkotz Musk verkauft Zukunft, seine Jungstraumprodukte legen aber auch mal grandiose Bauchlandungen hin. Tesla zum Beispiel. Beim Elektroautobauer stottert die Fertigung des Brot-und-Butter-Autos „Model 3“, es gibt hartnäckige Zweifel an der Nachfrage, viele rätseln über die Liquidität von Tesla.

Und trotz des gelinde gesagt dubiosen Rufs übersteigt der Börsenwert von Tesla den von GM oder Ford. Die Investoren lieben eben die pompöse Musk-Show: US-Präsident Donald Trump gar nicht unähnlich, twittert der gleichfalls egomane Musk vieles, was seine PR-Leute später einfangen müssen.

Trump findet Musk natürlich „genial“

So auch jetzt der Tweet mit der „Privatisierung“ von Tesla, der den Technologieindex Nasdaq durchrüttelte. Trump findet Musk natürlich „genial“ – und Musk hetzt schon über „Fake News“, „Lügenpresse“ und kündigt ein Portal namens „Prawda“ (russisch „Wahrheit“) an.

Wahrscheinlich ist die Idee, Tesla zu „privatisieren“, letztlich nicht so schlecht: Weniger Rücksicht auf das kurzatmige Börsenzickzack und die Zocker, die auf Musks Ende wetten. Macht Sinn.

Aber woher die zig Mil­liar­den nehmen? Musk wird sich schon einen neuen Irrwitz ausdenken, den die Journaille verbreitet und die Börsianer zum Investieren verleitet. Wenn nicht, steht jetzt schon fest: Musks Harakiri-Aktion hat den Wert von Tesla wieder um Milliarden gesteigert – ohne dass ein Auto verkauft worden wäre.

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Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

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