Kommentar Eurokrise: Fragwürdiges Finnenpfand

Finnland hat Anfang der 1990er Jahre eine schwere Schuldenkrise gut bewältigt. Aber so einfach, wie die Regierung behauptet, war es nicht.

Was galoppierende Staatsschulden sind, das weiß man in Finnland. Der Versuch, ein marodes Bankensystem zu retten, hatte Helsinki zu Beginn der 1990er Jahre in eine tiefe Schuldenkrise gestürzt. Für Staatsanleihen wurden Zinsen von bis zu 11,6 Prozent fällig, binnen vier Jahren stieg die Staatsverschuldung von 10 auf über 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Hat Finnland, das sich bis zur Jahrtausendwende wieder einigermaßen aufgerappelt hatte und das Ratingagenturen jetzt gar als Klassenbester der Eurozone gilt, deshalb auch ein Rezept für die Krisenländer? Ausgabe von Bonds, die mit Staatseigentum besichert sind, empfiehlt Helsinki: Damit hätte man seinerzeit in Finnland beste Erfahrungen gemacht.

Womit Finnland seine damalige Staatsverschuldung tatsächlich vor allem wieder in den Griff bekommen hatte, war neben umfassenden Budgetkürzungen eine massive Abwertung der eigenen Währung mit einem dadurch ausgelösten Exportboom als Folge. Das jetzt von Finnland propagierte Pfandmodell spielte dagegen nur am Rande und in einem begrenzten Sektor eine Rolle: beim staatlichen Wohnbaufonds, den man juristisch aus dem Staatsbudget ausgliederte, damit er sich die notwenigen Kredite über verbriefte Wertpapiere selbst auf dem Kapitalmarkt besorgen konnte.

Es sind also Erfahrungen mit einem recht begrenzten und nicht unbedingt übertragbaren Modell, das Helsinki nun für die Besicherung von Staatsanleihen vorschlägt. Die Euro-Kritik in Schach halten und sich eine Mehrheit im Parlament für eine Zustimmung zu Hilfspaketen zu sichern: Darum dreht sich primär die finnische Debatte um Sicherheiten und die Konstruktion des „Finnenpfands“, die Absicherungen, die sich Helsinki für Kreditzusagen an Athen und Madrid geben ließ.

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Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.

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