Kommentar Facebooks Suchmaschine: Ein Netzwerk macht die Welt

Die Idee hinter der Facebook-Suche: Was nicht passt, wird ausgeblendet, Informationen werden personalisiert – und das bringt Geld. Die Risiken tragen die User.

Facebook, Amazon und Google machen die Welt machen, wie sie dem Nutzer - vermeintlich - gefällt. Bild: SickRick / photocase.com

Es hat ein bisschen was von einer Revanche: Gut anderthalb Jahre nachdem die Suchmaschine Google ein eigenes soziales Netzwerk aufgezogen hat, bietet nun Facebook seine eigene Suchmaschine an. Der Wink in Richtung Google ist klar, der an die Nutzer auch: Seht her, ihr braucht gar nichts mehr außer uns.

Doch die zunehmende Zentralisierung hat Nebenwirkungen. Nicht für die Konzerne, für sie ist es perfekt. Je zahlreicher, je umfassender die Informationen über einen Nutzer, desto besser lässt sich Werbung gezielt personalisieren, und desto mehr Geld gibt es von Werbekunden.

Auch Behörden freuen sich, wenn sie nur eine Anlaufstelle haben und gleich eine Reihe von Daten erhalten. So kamen aus Deutschland in der ersten Jahreshälfte 2012 1.533 Auskunftsersuchen zu Nutzerdaten an Google, seit 2009 ist die Zahl stetig gestiegen.

ist Redakteurin im Wirtschafts- und Umweltressort der taz mit Schwerpunkt Netzökonomie.

Die Risiken – die tragen die Kunden. Beispiel Identitätsdiebstahl. Es braucht nicht einmal große Hackerkenntnisse. Häufig lässt sich schon mit ein paar persönlichen Informationen – Geburtsdatum, Mädchenname der Mutter – ein Account übernehmen. Um die eigene Identität zurückzuerhalten, verlangen die Anbieter oft Unmögliches. Wer erinnert sich beispielsweise schon an den Tag, an dem er das Konto eröffnet hat? Klappt es nicht, ist gleich alles weg: Tagebuch, Fotos, Kontakte zu Freunden, Geschäftspartnern, Korrespondenz.

Dazu kommt: Je mehr Informationen bei einem Dienst liegen und je stärker damit die Bindung an den Anbieter ist, desto schwerer fällt es, auszusteigen. Dabei gäbe allein die neue Facebook-Suche gute Gründe dafür. Ein Beispiel? Die Suche nach „Beziehungsstatus“. Dass sich in dem Netzwerk nun gezielt Freunde von Freunden, die Single sind, aufstöbern lassen, findet wohl nur vorteilhaft, wer gern auf einer Partnerbörse aktiv wäre. Nicht umsonst bezeichnen Datenschützer die Suchfunktion als Möglichkeit zur Rasterfahndung.

Wer gern zweideutige Mails bekommt und sich nicht vor Identitätsverlust fürchtet, für den bleiben immer noch die personalisierten Filter: Gerade Google und Facebook sind hier ganz groß dabei; auch bei anderen Diensten, etwa den Produktvorschlägen von Amazon, findet sich der Ansatz.

Die Idee dahinter: Der Dienst macht mir die Welt, wie sie mir gefällt. Aus den Informationen, die User hinterlassen, lassen sich Schlüsse auf ihre Präferenzen ziehen, und passend zu diesen werden die nächsten Ergebnisse präsentiert. Die Welt dreht sich so immer enger im Kreis; was nicht passt, wird ausgeblendet. Wer das nicht will – es gibt Alternativen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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