Kommentar Fair produzierte Kleidung: „Fair“ interessiert die Kunden nicht

Takko bemüht sich, die Bedingungen in Textilfabriken zu verbessern, schweigt aber darüber. Denn: „öko-sozial“ ist kein Verkaufsargument.

Ein Promofoto von Takko zweigt zwei Frauen, die vor einer bunten Wand sitzen

Fair produziert? Ist egal. Hauptsache, schön und billig: Werbefoto von Takko Foto: promo

Kunden und Kundinnen sind keine gute Verbündeten wenn es darum geht, die Textilbranche besser zu machen. Das zeigt das Beispiel des Mode­discounters Takko Fashion, der sich bemüht, die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken vor allem in Asien zu verbessern.

Kleidung kaufen ist eh schwierig – sie muss passen, schön sein, bezahlbar, ein Lebensgefühl transportieren und so weiter. Deshalb investieren Markenhersteller große Summen in ­Marketing, um sich auf einem durch ein Über­angebot geprägten Markt zu behaupten.

Es gibt eine sehr kleine Zielgruppe, die sich durch Siegel-Führer von Greenpeace oder der Clean Clothes Campaign wühlt, die weiß, was ein GOTS-Siegel ist oder die Fair Wear Foundation. Dem großen Rest der Käuferinnen und Käufer reicht es, dass ihre Marken nicht mit Kinderarbeit oder Giften in Verbindung gebracht werden. Hersteller und Händler kennen ihre Kunden genau und wissen, dass „öko-sozial“ kein Verkaufsargument ist. Darum kommuniziert Takko sein Engagement bei der Fair Wear Foundation bislang auch nicht.

Genau darum ist es auch sinnlos, dass Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in seinem ernsthaften Versuch, die Lage zu verbessern, jetzt viel Energie in einen „Grünen Knopf“ steckt. Prognose: Es wird die Kunden nicht interessieren, ob an einer Jeans ein staatliches Ökosiegel hängt – vor allem nicht, wenn sie kneift und die ohne Grünknopf nicht.

Müller hätte bessere Optionen. Der Bund selber kauft riesige Mengen an Textilien ein, zum Beispiel Uniformen. Wenn die ausschließlich öko-sozial produziert wären, würde das den Markt ­erheblich ankurbeln. Vor Monaten hat Müllers Ministerium angekündigt, einen Leitfaden zur fairen Beschaffung vorzustellen. Bislang wartet die Öffentlichkeit vergeblich.

Nun ist „faire und grüne Beschaffung“ weniger griffig als ein „Grüner Knopf“: Offenbar färbt die Textilbranche auf das Ministerium ab: Beim Thema Nachhaltigkeit geht's hier vor allem auch um Marketing.

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Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.

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