Kommentar Fernsehduell: Linke will SPD duellieren

Endlich gerät die Linkspartei mal in Rage. Schuld ist ausgerechnet der RBB.

Endlich gehts mal zur Sache. Kurz vorm Start des offiziellen Plakatwahlkampfs bringt der RBB die Linke in Rage. Nur mit der grünen Herausfordererin Renate Künast und dem schwarzen Herausforderer Frank Henkel will der öffentlich-rechtliche Fernsehsender den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ins TV-Duell schicken. Harald Wolf, der bislang glücklose Spitzenkandidat der Linken, ginge demnach leer aus. Für den linken Landeschef Klaus Lederer ist das gar ein "politischer Skandal".

So viel politische Eruption und wilde Entschlossenheit seitens der Linken hätte man sich öfter gewünscht - zum Beispiel beim Thema Mieten. Stattdessen regiert die Linke seit nunmehr fast zehn Jahren eher geräuschlos mit, so geräuschlos, dass nicht mal der RBB auf die Idee kam, zwischen Wowereit und Wolf passe mehr als ein Blatt Papier. Woher also die Aufregung? TV-Duelle leben eben davon, dass sie spannend sind. Schmusesendungen gehören woandershin.

Dennoch sollte der RBB das Ganze noch mal überdenken. Will Harald Wolf etwa nicht nur mit dem Regierenden Bürgermeister streiten, sondern auch - nur mal so ins Unreine gedacht - vor laufender Kamera die Koalition aufkündigen? Dafür einen Sendeplatz zu reservieren geböte allein der journalistische Sachverstand. Und die zu erwartende Quote.

Sieben Wochen vor der Berliner Wahl gibt es Knatsch. Die Linkspartei kritisierte, dass sie bei den TV-Debatten der Spitzenkandidaten zu schlecht wegkomme. Die Partei warf dem Sender RBB Unausgewogenheit vor und erinnerte ihn an seine gesetzliche Verpflichtung zu Meinungsvielfalt. "Die Linke wird in den jetzt geplanten Gesprächsrunden im RBB erheblich benachteiligt", sagte Linke-Chef Klaus Lederer am Donnerstag.

Spitzenkandidat Harald Wolf rechnete vor, dass nach der jetzigen Planung der SPD mit 54 Sendeminuten 6-mal so viel Zeit eingeräumt werde wie ihm oder FDP-Fraktionschef Christoph Meyer mit 9 Sendeminuten. Lederer und Wolf bezogen sich auf die Ankündigungen des ARD-Senders. Dieser lädt nach einer Elefantenrunde am 30. August Anfang September den Regierenden Bürgermeister Wowereit zu zwei Duellen ein: gegen Grünen-Herausforderin Renate Künast und gegen CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel. (dpa)

Nur: Soweit wirds nicht kommen. Es sei denn, die Linke kommt in der nächsten Umfrage - wie Grüne und SPD - auch auf über 20 Prozent. Dann wäre Harald Wolf nicht nur Spitzenkandidat, sondern wirklich Herausforderer.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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