Kommentar Fleischskandal: Neuanfang für Neuland

Die Missstände beim Alternativ-Fleischhersteller Neuland sind gravierend. Nur wenn Manager ausgetauscht werden, kann es einen Neuanfang geben.

Protest gegen Massentierhaltung in Berlin. Bild: reuters

Journalisten fordern gern, dass Politiker oder andere Amtsträger wegen irgendwelcher Fehler zurücktreten sollen. Oft ist das übertrieben. Doch nach dem massiven Betrugsskandal in der Organisation Neuland für artgerecht erzeugtes Fleisch geht es nicht anders: Die Verantwortlichen müssen ihren Hut nehmen.

Denn die Missstände bei Neuland sind gravierend. Dass ein Lieferant kriminelle Energie entwickelt und konventionelle Industriehähnchen als teure Ware aus artgerechter Haltung verkaufen will – damit muss man einfach rechnen.

Deshalb vergleichen bei Bioschlachthöfen Kontrolleure regelmäßig, wie viele Tiere mit Ökosiegel hineingehen und wie viele herauskommen. Wenn es Differenzen gibt, könnte das ein Indiz für Betrug sein. Aber die Neuland-Funktionäre und -Manager hielten so eine externe Warenflusskontrolle in ihrem Reich für überflüssig. So haben sie es Betrügern sehr leicht gemacht.

Doch damit nicht genug. Neuland-Manager haben zudem jahrelang mehr Hühner bei dem beschuldigten Landwirt bestellt, als er nach den Regeln des Vereins erzeugen durfte. Dennoch wollen die Verantwortlichen nichts gemerkt haben.

Entweder haben sie den Schmu gebilligt – oder sie waren zu naiv und ihrer Kontrollfunktion nicht gewachsen. Auf jeden Fall haben sie sich als für ihre Posten ungeeignet erwiesen. Und dann muss man doch einmal personelle Konsequenzen fordern.

Die würden es auch erleichtern, den Skandal restlos aufzuklären. Schließlich ist ja durchaus denkbar, dass auch andere Täter die hanebüchenen Lücken im Kontrollsystem ausgenutzt haben. Die jetzigen Funktionsträger haben aber kein Interesse daran, dass noch mehr Skandale auffliegen. Nur mit unbelastetem Personal ist das möglich, was nötig ist: ein Neuanfang im Neuland.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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