Kommentar Foxconn: Neues iPhone, alter Mensch

2.000 Fabrikarbeiter des Apple-Zulieferers Foxconn in Nordchina liefern sich eine Massenkeilerei. Die Arbeitsbedingungen haben sich kaum verbessert.

Apple hat wahrlich keine glückliche Hand. Nur wenige Tage nachdem das US-Unternehmen sein neues iPhone auf den Markt gebracht hat, liefern sich 2.000 Fabrikarbeiter des Apple-Zulieferers Foxconn im Taiyuan-Werk in Nordchina eine Massenkeilerei und legen für mindestens einen Tag die Produktion lahm. In dem Werk mit 79.000 Mitarbeitern wird angeblich auch das iPhone 5 hergestellt.

Das taiwanische Unternehmen beteuert zwar, der Auslöser des Streits habe – anders als bei der Selbstmordserie vor zwei Jahren – nichts mit den Arbeitsbedingungen zu tun, sondern sei privater Natur. Fast zwangsläufig richtet sich der Blick aber genau wieder auf die Produktionsweise. Zu Recht. Zu Zehntausenden leben und arbeiten Foxconn-Mitarbeiter auf gigantischen Fabrikgeländen.

Foxconn hat zwar auf die Kritik der vergangenen zwei Jahre reagiert, die Löhne erhöht, für einen besseren Arbeitsschutz in den Werken und ein bisschen mehr Lebensqualität in den Wohnheimen gesorgt, eine wirkliche Lösung bieten all diese Maßnahmen aber nicht.

Menschen wollen eben nicht zu Hunderttausenden Tag und Nacht und Monat für Monat auf einem Gelände zusammengepfercht werden. Sie wollen kein Leben führen, das ausschließlich auf die Fabrikarbeit ausgerichtet ist. Wer die Möglichkeit hat, versucht von Foxconn wegzukommen. Solange Foxconn am Konzept dieser gigantischen Fabrikgelände festhält, darf sich das Unternehmen nicht wundern, dass es für seine Arbeitsbedingungen am Pranger steht.

Für Apple heißt das: Will es nicht dauerhaft einen Imageschaden erleiden, muss das US-Unternehmen nicht nur nach einem neuen Auftragnehmer suchen, sondern ebenfalls sein Geschäftsmodell generell infrage stellen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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