Kommentar Frauensuche: Richtiges Signal gesetzt

Die Suche per Annonce nach politisch engagierten Frauen wird zwar den Frauenmangel nicht lösen, ist aber immerhin eine Einladung.

Es verwundert zunächst schon, wenn per Annonce nach 50 politisch engagierten Frauen gesucht wird. Aber den Reflex, diesen Aufruf abzulehnen und irgendwie unangemessen zu finden, sollte man unterdrücken. Denn Fakt ist, dass es in der Lübecker Kommunalpolitik Männerüberschuss gibt – und nicht nur da. Und je weniger Frauen sich auf kommunaler Ebene engagieren, desto weniger kommen weiter nach oben.

Die Anzeige hat nun den positiven Effekt, dass sie dem Eindruck entgegen wirkt, politische Parteien seien geschlossene Zirkel, die kein Außenstehenden in ihre Mitte lassen. Sie ist eine Einladung, die zwar den Frauenmangel nicht lösen wird, aber ein richtiges Signal setzt.

Schade nur, dass sich selbst in einer solchen Anzeige, die ja auch bisschen spielerisch zu verstehen ist und Lust auf politische Beteiligung machen soll, das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen in der Politik geschürt wird. Es sollen sich Frauen melden, die das Machtgehabe der Männer satt haben und den männlichen Kommunalpolitikern auf Augenhöhe entgegentreten wollen. Wieso müssen auf diesem Feld Frauen immer gegen Männer ausgespielt werden? Es ist doch zu öd, wenn immer das Klischee von machtgeilen Typen und sensiblen Frauen herhalten muss.

Um nachhaltig die politische Kultur und die Geschlechterverhältnisse zu ändern, sollte man aufhören, ständig die Extreme gegeneinander auszuspielen.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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