Kommentar Gemeinwohl-Ökonomie: Gut sein sells

Die GWÖ-Zertifizierung dient vor allem der Imagepflege. Aber auch ein Image hat mitunter verbindlichen Charakter.

Klar, der Begriff Gemeinwohl klingt gut. Aber ein Blick in seine Geschichte erinnert seine Ambivalenz: Die Mover und Shaker des französischen Gemeinwohlkomitees hießen Danton, Robespierre und St. Just. Sie alle haben ihren Kopf darüber verloren.

Solche Gefahren birgt die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie kaum. Allerdings ist sie anfällig dafür, als bloßes Marketinginstrument genutzt zu werden: So bleibt unklar, inwiefern die Fonds etwa der Sparda-Bank in deren Gemeinwohl-Evaluierung einbezogen, und ob bei produzierenden Firmen die Rohstoffe klimabilanziert wurden, und wer nun genau die „gegenseitige Wertschätzung“ und die „Gerechtigkeit“ des Unternehmens in Zahlenverhältnissen ausdrücken durfte. Dabei differieren die, je nachdem, ob alle MitarbeiterInnen, der Mittelbau oder – wie bei GWÖ-Zertifizierungen auch vorkommt – nur die Führung eines Unternehmens befragt wird.

Gut sein sells – die GWÖ-Zertifizierung dient vor allem der Imagepflege. Allerdings machen sich Firmen, die sich ihr unterwerfen, angreifbar: Sie beweisen damit, dass sie mit einer Kundschaft rechnen, die Wert auf diese soziale Komponente legt – und die empfindlich auf ethisch unangemessenes Gebaren reagieren würde: Auch ein Image hat mitunter einen verbindlichen Charakter.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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