Kommentar Gentechnik-Kunde: Das falsche Feld

Das Lernprojekt muss sich Zweifel an seiner Objektivität gefallen lassen

Der Einsatz von Gentechnik bei der Produktion von Nahrungsmitteln wie Mais oder Zuckerrüben ist höchst umstritten. Also, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) Anfang des Jahres, sollte man das Thema an die Schulen bringen und die Schüler „in die Lage versetzen, sich selbst ein Urteil sowohl über Nutzen als auch Risiken zu bilden“. Zunächst eine gute Idee.

Was aber ist aus dem diesem Lernprojekt namens Hannover-Gen geworden? In Frage steht, ob es objektiv gestaltet wurde. Daran sind Zweifel angebracht – schließlich wurde das Projekt von Wirtschaftsbetrieben mitfinanziert, die mit Gentechnik Geschäfte machen.

Die Finanzierung wirkt dubios, ebenso wie die Grundkonzeption des Lernprojekts: An vier hannoverschen Schulen hat man teure Gentechnik-Labore eingerichtet, in denen die Schüler selbst Versuche durchführen konnten. Schwerpunktmäßig ging es also darum, die Gentechnik als biotechnische Frage zu behandeln.

Dem Lernziel Meinungsbildung ist mit diesem Zugriff nicht gedient: Dazu hätte man das Lernprojekt in den Fächern Politik, Ethik und Wirtschaft ansiedeln müssen. Diese Aspekte aber wurden klein gehalten – zugunsten einer technisch-praktischen Auseinandersetzung. Den Vorwurf mangelnder Ausgewogenheit, den nun Umweltschützer erheben, muss sich „Hannover-Gen“ gefallen lassen.

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Jahrgang 1973, fing als Kultur-Redakteur der taz in Bremen an und war dann Redakteur für Kultur und Gesellschaft bei der taz nord. Als Fellow im Digital Journalism Fellowship der Hamburg Media School beschäftigte er sich mit der digitalen Transformation des Journalismus und ist derzeit Online-CvD in der Norddeutschland-Redaktion der taz.

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