Kommentar Hackerangriff: Das Internet der unsicheren Dinge

Hacker kapern Drucker und Videorecorder, um Websites lahmzulegen. Dafür müssen die Hersteller haften, dann werden die Lücken im Netz endlich kleiner.

viele Elektrogeräte nebeneinander im Regal

Wenn Geräte internetfähig sind, sind sie auch zum Hacken einsetzbar Foto: dpa

Bei Smartphones haben sich die meisten Nutzer daran gewöhnt: Kaum gekauft, schon veraltet. Sicherheitslücken klaffen im Betriebssystem, die es Angreifern ermöglichen, schlimmstenfalls das Telefon fernzusteuern. Die Nutzer nehmen es mit Schulterzucken oder Fatalismus – was soll man da machen?

Das Problem ist: Mit Schulterzucken reagieren auch die Politik und die Hersteller der Geräte. Dabei wäre es wichtig, das Schulterzucken durch ein In-die-Hände-spucken-und-Anpacken zu ersetzen. Wie wichtig, darauf gab es vergangenes Wochenende einen Vorgeschmack.

Eine massive DDoS-Attacke, also ein Angriff, ausgeführt über ein Netz ferngesteuerter Rechner, legte zeitweise Dienste wie Twitter oder Paypal lahm. Wie es aussieht, waren die Geräte, über die der Angriff geführt wurde, vernetzte Kameras, Drucker oder digitale Videorecorder. Geräte also, die zum wachsenden Internet der Dinge zählen. Die Schätzungen überbieten sich, doch egal, ob es in fünf Jahren 16, 20 oder 24 Milliarden ans Internet angeschlossene Geräte sind – die Zahl der Angriffspunkte wird steigen und damit die Macht digitaler Attacken.

Einigen ist das wohl einfach egal. Und damit sind wir wieder bei den Smartphone-Herstellern. System-Update? Och nö. Das Gerät ist verkauft, mit einem Update lässt sich kein Umsatz mehr machen. Wohl aber mit dem Verkauf eines neuen Geräts. Gute Zeiten für Elektroschrotthändler.

Was helfen würde? Fürs Erste, die Hersteller in die Haftung zu nehmen. Drei, fünf oder zehn Jahre müssten sie die Software der Geräte aktuell halten. Nein, das ist nicht zu viel, schließlich geht es hier auch um die vernetzte Waschmaschine und, ja, die gibt es tatsächlich schon. Erst wenn die dank Sicherheitslücke einen Wasserschaden produziert und der Hersteller haften muss, wenn er nicht beweisen kann, dass der Kunde den Schaden verursacht hat – dann werden die Lücken im Netz endlich kleiner.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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