Kommentar Hells Angels: Zivilcourage ist gefragt

Wenn die Behörden den Hells Angels nicht das Handwerk legen, muss Druck aus der Zivilgesellschaft kommen.

Man weiß gar nicht, worüber man mehr staunen soll: Darüber, dass eine kleine Kommune wie Walsrode sich - wenn auch zaghaft - mit den Hells Angels anlegt, oder darüber, dass die Rocker auf dem platten Land überhaupt eine solche Machtposition erreicht haben.

Die Hells Angels sind heutzutage eine Art Firmen-Konsortium. Sie engagieren sich in Branchen, von denen seriöse Unternehmer lieber die Finger lassen: Menschenhandel, Prostitution, Schutzgeld, "Sicherheit". Aus den testosteronstrotzenden Outlaws von einst sind wohlsituierte Geschäftsmänner geworden, die wie Mafia-Paten mit Wohltaten um sich schmeißen. Ihren Furcht einflößenden Rocker-Habitus pflegen sie als eine Art Selbstzitat, mit dem sich immer noch mehr oder weniger subtil signalisieren lässt: Leg dich nicht mit uns an.

In Niedersachsen haben die Behörden sich daran viel zu lange gehalten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Männer von Frank Hanebuth ganze Stadtviertel von Hannover kontrollieren - und der "President" selbst verkehrt in den höchsten Kreisen.

Deshalb ist es dringend nötig, dass sich die Zivilgesellschaft gegen die bislang sakrosankten Engel wehrt, wie es die Grünen in Walsrode mutig tun. Erst wenn niemand mehr die Almosen aus den schmutzigen Geschäften nimmt, geraten die Behörden unter Druck, den Geschäftemachern das Handwerk zu legen.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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