Kommentar Irans Atomprogramm: Undeutliche Signale

Die Regierung, die von der eigenen Bevölkerung abgelehnt wird, kann sich wohl starke Auftritte im Ausland nicht mehr leisten. Iran folgt dem Beispiel vieler Diktaturen des Südens.

Der Druck auf Iran wächst. Die G-8-Staaten werden "nicht ewig warten" und zulassen, dass der Iran Atomwaffen entwickle, sagte US-Präsident Barack Obama zum Abschluss des G-8-Gipfels in LAquila. Die Mitgliedstaaten setzten Iran eine Frist bis September, danach soll über den weiteren Umgang entschieden werden. Härtere Sanktionen, aber auch eine militärische Option seien nicht ausgeschlossen. Entsprechende Pläne liegen in Tel Aviv längst auf dem Tisch.

Teherans Reaktion auf die Drohung lässt alle Fragen offen: Ein Vorschlagspaket sei in Vorbereitung, sagte Außenminister Manuchehr Mottaki am Samstag. Dieses werde "eine gute Basis" für künftige Gespräche sein. Konkrete Inhalte nannte er nicht.

Die Frage ist, ob dies wieder die übliche Verzögerungstaktik ist, die das Regime seit Jahren anwendet, oder ob in Teheran der Ernst der Lage erkannt wurde. Fest steht, dass die jüngsten Unruhen die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad erheblich geschwächt haben. Die Regierung, die von der Mehrheit der eigenen Bevölkerung abgelehnt wird, kann sich offenbar starke Auftritte im Ausland nicht mehr leisten. Iran folgt darin dem Beispiel vieler Diktaturen in Entwicklungsländern, die sich lieber den Interessen einer Großmacht andienen, als sich mit den Interessen ihres eigenen Landes zu beschäftigen.

Es kann durchaus sein, dass Ahmadinedschad allen Gefahren zum Trotz seinen radikalen Kurs fortsetzt und sich in ein Abenteuer begibt, das nicht nur für den Iran, sondern für die ganze Region schwere Folgen haben würde. Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, die Folgen wird die Bevölkerung tragen. Es sei denn, dem Widerstand im Iran gelingt es, die Machthaber, die ihre Position nur noch durch nackte Gewalt behaupten können, davonzujagen.

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