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Die westliche Strategie gegen den Iran war bisher kontraproduktivNeue Sanktionen keine Lösung

Nur im Kontext einer Vereinbarung über eine atomwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten wird es eine Lösung des Konflikts um Irans Atomprogramm geben.

M it ihren neuen, verschärften Sanktionen gegen Iran eskalieren die USA, Kanada und die EU-Staaten eine seit 2006 eingeschlagene Strategie des Drucks auf Teheran, die bisher nur kontraproduktiv gewirkt hat. Der Westen hat die Hardliner um Präsident Ahmadinedschad und die Befürworter eines militärischen Atomprogramms innerhalb des Regimes gestärkt und die Spielräume für politische Opposition eingeschränkt.

Auch die jetzt erstmals verhängten Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor werden das Regime in Teheran kaum zu einer veränderten Politik bewegen. Zumal neben den beiden Großmächten China und Russland auch eine Mehrheit der 194 UNO-Staaten diese Sanktionen nicht mitträgt und es außerhalb der westlichen Staaten genügend Abnehmer iranischen Öls sowie Lieferanten von Technologie gibt.

Dennoch werden infolge der westlichen Sanktionen die Preise nicht nur für Benzin und Heizöl, sondern auch für Nahrungsmittel und andere überlebenswichtige Güter im Iran weiter ansteigen. Doch darauf zu setzen, dass eine verarmte und hungrige Bevölkerung das Regime stürzt, das unter allen Ländern in der Region über die schärfsten Repressionsinstrumente verfügt, wäre ein geradezu zynisches Kalkül. Dieses Kalkül hat auch im Fall des irakischen Regimes von Saddam Hussein nicht funktioniert - trotz globaler, von der UNO verhängter Sanktionen.

Auch mit noch so verschärften Sanktionen wird es keine Lösung des Konflikts um das iranische Atomprogramm geben und keine Überwindung der davon ausgehenden tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohung für Israel und andere Staaten. Beides wird nur gelingen im Kontext einer regionalen Vereinbarung über eine massenvernichtungswaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.

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