Kommentar Kita-Öffnungszeiten: Schein-Debatte statt Lösungen

Die Debatte um flexiblere Öffnungszeiten von Kindertagesstätten geht in die falsche Richtung. Bremen sollte sich an Hamburg orientieren.

Spiegel in Form eines Mondes zeigt Kind im Bett

Sollte an der Nachfrage ausgerichtet sein: Angebot der Kitas. Foto: dpa

BREMEN taz | Die Debatte um flexiblere Öffnungszeiten von Kindertagesstätten in Bremen geht in die falsche Richtung. Richtig ist daran nur, dass viele Eltern Probleme haben, rechtzeitig um vier am Kindergarten zu sein.

Die wenigsten aber brauchen – und wollen – eine Spätbetreuung bis 20 Uhr oder noch länger, wie sie jetzt diskutiert wird. Die Lösung des Problems kann deshalb nicht sein, wie die Grünen jetzt vorschlagen, nach Betriebsende des Kindergartens eine Tagesmutter ins Haus zu schicken.

Sinnvoller wäre es, endlich das Angebot der Kindergärten wie in Hamburg nach der Nachfrage auszurichten. Dort entscheidet nicht die Behörde, wie viele Kinder eine Einrichtung aufnehmen kann und wie viele Stunden ein Kind dort betreut wird. Sondern die Eltern. Das wird dem Umstand gerecht, dass nicht alle ihre Kinder – vor allem die ganz Kleinen – an fünf Tagen die Woche sechs oder acht Stunden weggeben wollen. Oder dem, dass nicht alle um acht mit der Arbeit beginnen und um 15 Uhr nach Hause gehen.

Stellt sich auf diesem Weg heraus, dass auch Nachtöffnungen gebraucht werden, dann wird sich eine Einrichtung finden, die sie anbietet. In Hamburg gab es im Jahr 2014 – zehn Jahre nach Einführung des Gutschein-Systems – neun Übernacht-Kitas.

Alle freien Bremer Träger haben sich vor zwei Jahren für eine solche Systemumstellung ausgesprochen. Die rot-grüne Regierungskoalition lehnte dies umgehend ab. Auch die Fraktion der Linken behauptete, damit würde alles schlechter, vor allem die Arbeitsbedingungen der ErzieherInnen. Ein Mythos genauso wie alle anderen angeblichen Probleme, die man sich mit dem Hamburger System ins Haus holen würde.

Dennoch suchen die Bremer lieber nach kruden Lösungen für den Einzelfall, anstatt die Bedingungen für alle zu verbessern.

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Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

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