Kommentar Kürzung bei Schulbibliotheken: Anschlag auf das Buch

Als gelte es, sämtliche schwarz-grünen Errungenschaften abzuwickeln, spart SPD-Schulsenator Ties Rabe ausgerechnet an der Leseförderung von Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern.

Wer hat sich das nur ausgedacht? 2009 erst eingerichtet, seitdem erfolgreich am Start, sollen neun Schulbibliotheken in sozialen Brennpunkten nun 2012 wieder geschlossen werden. Als gelte es, sämtliche schwarz-grünen Errungenschaften abzuwickeln, setzt SPD-Schulsenator Ties Rabe die Sparaxt ausgerechnet an der Leseförderung von Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern an. Zwei Millionen Euro hat das Projekt, das an drei Grundschulen, drei Stadtteilschulen und drei Gymnasien lief, in drei Jahren verschlungen - ein sehr übersichtlicher Betrag, der in Zukunft nun angeblich nicht mehr aufzubringen ist.

Dass immer mehr Arbeitgeber über die erschreckend schwache Lesekompetenz der Schulabgänger klagen - ganz egal! Dass gerade derjenige Schulbibliotheken braucht, der auf individualisiertes Lernen setzt - na und? Dass in Haushalten lernschwacher Schüler oft nur zwei Bücher vorhanden sind - Kochbücher mitgezählt - völlig schnuppe! Dass Lektüre eine der zentralen Techniken ist, sich Wissen zu erschließen, und es auch Wissenswertes jenseits von Wikipedia gibt - uninteressant!

An der wichtigen Leseförderung zu sparen, ist auch ein Anschlag auf das Buch. Klar ist: Sozial geht anders, gut regiert erst recht. Schön, dass zumindest Lüneburg jetzt den umgekehrten Weg geht und mehr Schulbibliotheken einrichtet. Hamburg hat da wohl bald noch einige Altbestände als Starthilfe übrig.

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