Kommentar Liberale muslimische Gemeinde: Teherans langer Arm

Im Inneren der Moschee, so scheint es, herrscht Freiheit, nur in der Öffentlichkeit dürfen Kontroversen auf keinen Fall ausgetragen werden.

Sollten die liberalen Kräfte wirklich das Islamische Zentrum an der Außenalster verlassen, wäre dies kein leichter Schritt. Die Gläubigen dort blieben mit den von Teheran bestellten Hardlinern allein, der Dialog, auf den das Zentrum so stolz ist, bräche ab. Die Abtrünnigen müssten sich vorwerfen lassen, dass sie es sind, die nicht die nötige Toleranz aufbringen.

Das alles ist richtig, doch was nützt eine Offenheit, die nur für Nicht-Iraner gilt? Keiner, der noch Familie oder Freunde im Iran hat - und das haben fast alle - möchte sich namentlich mit kritischen Äußerungen über den derzeitigen Kurs der Moschee zitieren lassen. Zu groß ist die Angst vor dem langen Arm Teherans, dessen Geheimdienst auch die Hamburger Gläubigen beobachtet.

So kommt es zu einer paradoxen Situation. Im Inneren der Moschee, so scheint es, herrscht Freiheit, nur in der Öffentlichkeit dürfen Kontroversen auf keinen Fall ausgetragen werden. Wir hier drinnen - ihr da draußen: Es ist genau diese unheilvolle Abschottungspolitik, die dafür sorgt, dass das Feindbild Islam auch nach Jahrzehnten der friedlichen Koexistenz nicht totzukriegen ist.

Ein liberale muslimische Gemeinde ist längst überfällig. Ihre schiere Existenz wäre der Beweis, dass Muslime nicht zwangsläufig konservativ sein müssen - egal, ob das den Ayatollahs nun passt oder nicht.

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