Kommentar Massaker in Syrien: Ethnische Gewalt eskaliert

In Syrien haben sich weder Regierungstruppen noch Aufständische zurückgezogen, wie es der Annan-Plan vorsah. Keine guten Vorzeichen für eine Lösung.

Eine Woche noch – dann könnte sich die Zukunft der UN-Mission in Syrien entschieden haben. Es sieht nicht gut aus um das zu erwartende Ergebnis. Die Entsendung von 300 Blauhelm-Beobachtern war Teil des Annan-Plans, der aber suspendiert wurde, weil er nicht befolgt wird: Weder die Regierungstruppen noch deren bewaffnete Gegner haben sich zurückgezogen, und die Kämpfe gipfelten jetzt im Massaker von Tremseh, mit mindestens 200 Toten.

Es mag ein Menetekel sein, dass Tremseh unweit der Stadt Hama liegt: Dort hatten die Truppen von Assad-Vater Hafis 1982 über 20.000 Zivilisten umgebracht, die angeblich Umsturzversuche der sunnitischen Muslimbruderschaft unterstützt hatten. Immer noch warnen jetzt Politiker, es „könne in Syrien zum Bürgerkrieg kommen“. Der aber könnte längst begonnen haben.

Es wird immer deutlicher, dass die große Abrechnung voll im Gang ist. Besonders zwischen Sunniten und der herrschenden alawitischen Minderheit. Andere, etwa Christen und Kurden, werden mit hineingezogen, und die konfessionellen Fronten beginnen, bis in die Machtzirkel um Assad zu wirken: Der Abfall des sunnitischen Generals und Jugendfreundes Manaf Tlass sowie nun der des sunnitischen Botschafters in Bagdad sind nur ein Indiz dafür.

Peter Philipp ist Nahostexperte und Autor der taz.

Keine guten Vorzeichen für eine Lösung. Das UNO-Mandat zu verlängern scheint sinnlos, denn beiden Seiten mangelt es an Kompromissbereitschaft: Assad lässt bombardieren und massakrieren, und die Opposition schlägt zurück. Unterstützt von den USA, der Türkei, Katar und Saudi-Arabien, die aber vor einem offenen Eingreifen zurückschrecken. Stattdessen wird im UN-Hauptquartier von neuen Sanktionen gesprochen. Als hätten diese schon irgendwo ein Problem gelöst. Und als eskaliere das Blutvergießen in Syrien nicht täglich weiter.

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