Kommentar May und Menschenrechte: Macron macht’s genauso

Theresa May will Menschenrechte zugunsten des Antiterrorkampfes suspendieren. Die Reaktion mancher Linksliberaler ist nicht konsistent.

Theresa May sieht aus, als würde sie überlegen

Theresa May im Wahlkampf Foto: ap

Es gehört zu den Ritualen britischer Politik, dass die Europäische Menschenrechtskonvention Emotionen auf allen Seiten hervorruft. Für Nationalisten ist sie ein rotes Tuch, denn sie unterwirft Großbritannien einer supranationalen Rechtsordnung und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Für Liberale hingegen ist sie ein Schutzschild gegen autoritäre Tendenzen.

Jetzt, in der Schlussphase des Wahlkampfs für die Parlamentswahlen vom 8. Juni, hat Großbritanniens Premierministerin Theresa May wieder einmal ins Spiel gebracht, die Menschenrechtskonvention in Teilen zu suspendieren, wie die Konvention selbst es in Ausnahmefällen gestattet. Menschenrechte dürften der Terrorbekämpfung nicht im Weg stehen, heißt es.

Konkret gemeint ist die Möglichkeit, Terrorverdächtigen die Einreise zu erschweren oder ihre Grundrechte einzuschränken. Und wieder einmal erntet May damit einen Sturm der Kritik, als wolle sie den Weg Russlands oder der Türkei gehen.

Viele Linke in Großbritannien – und auch in Deutschland – jubeln derweil Emmanuel Macron zu, dem neuen französischen Präsidenten, der den seit 2015 geltenden Ausnahmezustand weiter verlängern will. Frankreichs Ausnahmezustand beinhaltet, was viele übersehen, die Suspendierung der Europäischen Menschenrechtskonvention. Und nicht in Großbritannien, sondern in Frankreich patrouillieren Soldaten auf den Straßen.

Klar ist: Die europäische Zusammenarbeit in der Terrorbekämpfung muss gestärkt werden. Die innere Sicherheit endet nicht an den Landesgrenzen. Besserer Datenaustausch und bessere Kooperation müssen aber nicht die Beschneidung der Grundrechte bedeuten. Deswegen sollte nicht die Europäische Union, sondern der Europarat, Garant der Menschenrechtskonvention, dafür der Rahmen sein. Gerade in den Zeiten des Brexit und der Spannungen mit Russland und der Türkei ist dieser Rahmen unverzichtbar.

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