Kommentar Messe Eurotier: Spiegelbild der Gesellschaft

Wem mulmig wird, wenn er liest, wie heute Tiere gehalten werden, der sollte sich überlegen, wie wir Menschen leben

Die Messe Eurotier zeigt eine Landwirtschaft, die nichts dem Zufall überlässt: In den Hallen stehen klinisch saubere, rundum überwachte, mit Brot und Spielen versorgte Tiere. Der zur Schau gestellte Perfektionismus entspricht ganz jenem, mit dem wir selbst unsere menschlichen Angelegenheiten ordnen.

Wem mulmig wird, wenn er liest, wie heute Tiere gehalten werden, der sollte sich also überlegen, wie wir Menschen leben: Die meisten von uns sind ständig zu orten. Wir lassen regelmäßig unsere Gesundheit checken, rennen mit einem Pulszähler durch den Park – den Trinkschlauch im Hals. Mit Unterhaltung, mithin Spielen werden Milliarden verdient.

Die Tiere müssen sich einfügen in diese perfekte Welt. Ihre Milch darf nicht mehr verderben, kein Hühnerkot darf an den Eiern kleben – und wenn unerwartet ein Krankheitserreger auftaucht, steht die Republik Kopf.

Solange Verbraucher von den Produkten der Landwirtschaft die gleiche Normiertheit erwarten wie von Industrieprodukten, werden Tiere und Pflanzen auch entsprechend hergestellt und verwertet. Wer sich nicht mit den Nahrungsmitteln befassen will, die er isst, der wird mit der modernen Landwirtschaft gut bedient.

Für die anderen gibt es Nischen, die es zu entwickeln gilt. Im Übrigen ist an luftigen und sauberen Ställen sowie gepflegten Tieren nichts auszusetzen.

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